Politik

Kindermord als Familienplanung Böhmer redet Stuss

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) hat versucht, den vielen Fällen von Kindstötungen in den neuen Bundesländern auf den Grund zu gehen. Unter völliger Ausblendung der zahlreichen Kindstötungen im Westen Deutschlands steht für Böhmer fest: "Es liegt an der DDR-Mentalität." Denn in der DDR sei Kindermord Teil der Familienplanung gewesen, sagte Böhmer dem "Focus".

Nun mag man sich fragen, welcher Teufel den Christen Böhmer geritten haben muss, solchen Stuss zu erzählen. Der Fehler Böhmers liegt darin, dass er Kindermord mit legaler Abtreibung gleichsetzt. Er unterscheidet nicht zwischen strafbarer Handlung und dem Wunsch einer Frau in Not, kein ungewolltes Kind zur Welt zu bringen. Nach 218 des Strafgesetzbuches ist der Schwangerschaftsabbruch in Deutschland im Allgemeinen rechtswidrig. Schon das befruchtete Ei wird als schützenswertes Leben angesehen. Nach 218 a ist er jedoch in einer Reihe von Ausnahmefällen zulässig. Die Frau muss also für einen Schwangerschaftsabbruch bis zur 12. Woche den gesetzlich vorgeschriebenen Weg einhalten. Das heißt, sie muss zwingend an einer Schwangerschaftskonfliktberatung teilgenommen haben. Mehr nicht. In der DDR konnten Frauen nach 1972 bis zur 12. Woche ohne jede Begründung die Schwangerschaft abbrechen und mussten dafür selbstverständlich auch den gesetzlich vorgeschriebenen Weg einhalten.

Einige, wie Böhmer, halten eine Abtreibung für Mord, andere vertreten die Ansicht, dass jede Frau das Recht hat zu entscheiden, ob sie eine Schwangerschaft austragen möchte oder nicht. Auf die moralischen und ethischen Fragen geht Böhmer in seiner kurzen Gesellschaftsanalyse gar nicht erst ein: "Ich erkläre mir das vor allem mit einer leichtfertigeren Einstellung zu werdendem Leben in den neuen Ländern", setzt Böhmer im "Focus" hinzu. Ihm ist es bei seiner Abrechnung mit der ostdeutschen Frau auch schnurz, ob sie bei der Übernahme der DDR-Mentalität drei, vier oder fünf Jahre alt war – oder in machen Fällen noch nicht einmal lebte.

Dr. Wolfgang Böhmer ist von Beruf Gynäkologe und arbeitete von 1960 bis 1973 als Arzt an der Görlitzer Frauenklinik. Von 1974 bis 1991 war er Chefarzt im Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift in Wittenberg.

Quelle: ntv.de

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