Mit Molotowcocktails Brandanschlag auf Erntehelfer
27.04.2008, 14:10 UhrNach einem Brandanschlag auf eine Unterkunft polnischer Erntehelfer bei Querfurt in Sachsen-Anhalt sind vier Jugendliche verhaftet worden. Ihnen werde versuchter Mord vorgeworfen, sagte ein Polizeisprecher in Halle. Die sechs angegriffenen Polen wurden nicht verletzt. Die Polizei geht den Angaben zufolge von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus. Die Gruppe hatte das Haus einer Agrargenossenschaft in Lodersleben in der Nacht zum Samstag mit Molotowcocktails beworfen. Durch Aussagen von Zeugen und Einsatz eines Fährtenhundes wurden kurz nach der Tat drei 17-Jährige und zwei 20-Jährige in einem Partykeller in der Nähe gefasst.
Eine 17-jährige Jugendliche wurde wieder freigelassen, die vier männlichen Tatverdächtigen dem Haftrichter vorgeführt. Der Richter erließ gegen alle Tatverdächtigen Haftbefehl wegen des Verdachts des versuchten Mordes. In den Vernehmungen haben die Tatverdächtigen nach Angaben der Polizei die Tat bereits in Teilen gestanden. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.
Starke Fremdenfeindlichkeit
Über das Motiv hätten die der Tat verdächtigten Jugendlichen bisher keine Aussagen gemacht, sagte der Polizeisprecher weiter. Es sei jedoch umfangreiches Beweismaterial gesichert worden. Der Tathergang sei ein Beleg dafür, wie stark die Fremdenfeindlichkeit bei den Jugendlichen ausgeprägt sei: Weil ein Molotowcocktail sich nicht entzündete, kletterte einer der Jugendlichen in die unbewohnte Erdgeschosswohnung und entflammte die Brandflasche. Dabei fingen das Mobiliar sowie andere Gegenstände Feuer. Die Polen schliefen im Geschoss darüber.
In Deutschland sind Unterkünfte von Ausländern immer wieder Ziel von fremdenfeindlichen Brandschlägen. Beim letzten schweren Fall im Jahr 2000 wurden in Ludwigshafen drei Kinder verletzt. Ähnliche Fälle 1993 in Solingen und 1992 in Rostock-Lichtenhagen sorgten weltweit für Entsetzen.
Quelle: ntv.de