Zwölf Jahre Deutsche Einheit Brandenburger Tor enthüllt
04.10.2002, 00:12 UhrRund eine Million Menschen haben am Donnerstag in Berlin den Tag der deutschen Einheit gefeiert. Allein zur Enthüllung des Brandenburger Tors versammelten sich mehr als 500.000 Zuschauer in der Mitte der Stadt.
In einer spektakulären Aktion wurde das Tor von seiner Verhüllung befreit. Gegen 21.00 Uhr seilte sich Ski-Filmer Willy Bogner von einem Ballon aus ab und öffnete einem riesigen Reißverschluss, der die Stoffhülle des Bauwerks zusammengehalten hatte.
Das Brandenburger Tor war in den vergangenen 22 Monaten für knapp vier Mio. Euro saniert worden. In dieser Zeit war die Touristenattraktion unter einer Hülle verborgen.
"Echtes Symbol der Einheit"
An der feierlichen Zeremonie nahm als Ehrengast der ehemalige US-Präsident Bill Clinton teil. Unter dem Beifall des Publikums sagte er auf Deutsch: "Das Tor war ein Symbol der Teilung. Heute ist es ein echtes Symbol der Einheit." Auf Englisch fügte er hinzu: "Möge das immer so bleiben." Neben Clinton standen Bundespräsident Johannes Rau und seine Frau Christina Rau, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Doris Schröder-Köpf, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und der amtierende Bundesratspräsident Klaus Wowereit auf der Bühne.
Glückwünsche aus Washington
Zuvor hatte Rau bei einem Festakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt die besondere Bedeutung der USA für die jüngste deutsche Geschichte hervorgehoben. In einem Brief an Rau hatte auch US-Präsident George W. Bush auf die lange Tradition der deutsch-amerikanischen Freundschaft verwiesen. Die jüngsten Unstimmigkeiten zwischen beiden Ländern erwähnte er in einem Gratulationsschreiben nicht.
In diplomatischen Kreisen in Berlin hieß es, Bushs Brief werde als "Signal" empfunden, dass es auf beiden Seiten Bemühungen gebe, das Positive wieder in den Vordergrund zu stellen.
"Nicht mehr von 'drüben' reden"
Rau appellierte in seiner Rede an die Menschen in Ost und West, mehr gemeinsame Erfahrungen im Alltag zu teilen. Die große Solidarität mit den Opfern der Flutkatastrophe habe gezeigt, dass die Deutschen "ein Volk" seien. Solche Erfahrungen seien der Anfang gemeinsamer Geschichte.
Noch immer sprächen viele Menschen von "drüben". Dies müsse sich ändern. Zugleich warnte Rau davor, die "innere Einheit" als "unerreichbares Ideal" darzustellen. Die "innere Einheit" zwischen Mecklenburgern und Rheinländern werde vermutlich nie größer sein als die innere Einheit zwischen Franken und Westfalen je gewesen ist. "Wir sollten also gelassen respektieren, dass es bei aller Gemeinsamkeit immer viele Unterschiede geben wird."
Quelle: ntv.de