Hunderttausende machten längst ihr Kreuz Briefwahl beliebter als je zuvor
19.09.2013, 13:17 Uhr
Kistenweise Demokratie: Die Mitarbeiter des Wahlamtes Köln-Kalk haben schon jetzt gut zu tun.
(Foto: imago stock&people)
Einige Ämter müssen sogar Überstunden einlegen - so beliebt ist die Briefwahl mittlerweile. Besonders in großen Städten wählen die Bürger lieber flexibel vorab. Allein in Berlin fordern mehr als eine halbe Million Menschen ihre Briefwahlunterlagen an. Die Schlussspurt-Kampagnen der Parteien sind vielen Wählern deshalb ganz egal.
Vor der Bundestagswahl verzeichnen die großen deutschen Städte einen Ansturm von Briefwählern. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in Wahlämtern von mehr als zwanzig Städten. Deutlich mehr Bürger forderten in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Dortmund und Essen Briefwahlunterlagen an als noch bei der Bundestagswahl vor vier Jahren.
Die Zahl der Briefwähler war bei den vergangenen fünf Bundestagswahlen kontinuierlich gestiegen. 2005 gaben 18,7 Prozent der Wähler ihre Stimme vor dem eigentlichen Wahltag ab, 2009 waren es bereits 21,4 Prozent.
Die Möglichkeit zur Briefwahl wurde 1957 eingeführt. Bis 2008 mussten die Verhinderungsgründe noch auf dem Wahlscheinantrag angegeben werden. Heute kann man ohne Begründung von daheim aus wählen. Das steigende Interesse an der Briefwahl lässt aber laut Experten keine Schlüsse auf die Wahlbeteiligung insgesamt zu. Die genaue Zahl der Briefwähler in diesem Jahr wird der Bundeswahlleiter erst nach dem 22. September bekannt geben.
Jeder fünfte Berliner ist Briefwähler
Allein in Berlin sind bislang mehr als 520.000 Wahlscheine - rund ein Fünftel der Berliner Wahlberechtigten - verschickt worden, deutlich mehr als 2009. In der zweitgrößten Stadt Hamburg hatten sechs Tage vor der Wahl 280.300 Hamburger Briefwahlunterlagen erhalten (21,9 Prozent), 2009 waren es zu der Zeit laut Landeswahlamt 255.400 (20,4 Prozent). Auch in München wurden einige Zehntausend Unterlagen mehr verschickt.
Eine größere Nachfrage meldeten auch Mainz, Ludwigshafen, Kiel, Lübeck, Braunschweig, Göttingen, Potsdam, Mannheim, Karlsruhe, Rostock, Schwerin, Magdeburg und Halle, teilweise mussten die Ämter Überstunden einlegen. Bonn, Düsseldorf und Wuppertal hatten zehn Tage vor dem Wahlsonntag schon einen höheren Rücklauf an Stimmzetteln als 2009 insgesamt. In Hannover und Saarbrücken lag die Zahl der angeforderten Unterlagen dagegen noch leicht unter der vergangenen Bundestagswahl.
Quelle: ntv.de, jtw/dpa