Erste Rede als ver.di-Chef Bsirske will reins ins Leben
21.03.2001, 08:24 UhrDer Vorsitzende der neuen Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske, hält die bisherigen Ergebnisse des Bündnisses für Arbeit für unbefriedigend. Geeignete Mittel zum Abbau von Arbeitslosigkeit seien der Abbau von Überstunden und die so genannte Jobrotation.
Es habe sich gezeigt, dass Lohnverzicht keine Arbeitsplätze schaffe, so Bsirske. Im Lichte einer stockenden Konjunktur müssten die Forderungen in den nächsten Lohnrunden aber überdacht werden.
Lösungen für die IT-Branche
"Trauen wir uns raus aus den Gewerkschaftsgettos, rein ins Leben", rief Bsirske den rund 1.000 Delegierten in seiner ersten Grundsatzrede zu. Ver.di werde die weißen Flecken in der Gewerkschaftslandschaft angehen und beispielsweise für die IT-Branche maßgeschneiderte Lösungen entwickeln. Außerdem wolle ver.di sich für die Angleichung von ostdeutschen Löhnen und Gehältern an das Westniveau sowie für die Gleichstellung von Frauen einsetzen.
Einen "Eitelkeitswettbewerb" zwischen den beiden größten deutschen Gewerkschaften, ver.di und IG Metall, lehnte Bsirske ab. Beide sollten ihre Kräfte vielmehr bündeln.
Traumergebnis für Bsirske
Zuvor hatte der Gründungskongress die erste ver.di-Führungsmannschaft gewählt. Vorsitzender des Gewerkschaftsriesen wurde erwartungsgemäß Bsirske, der bislang Vorsitzender der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) war.
Fast 96 Prozent der Delegierten stimmten für Bsirske und seinen neuen Vorstand. Die bisherige HBV-Vorsitzende Margret Mönig-Raane sowie die früheren Vize-Chefs von DPG und IG Medien, Michael Sommer und Gerd Nies wurden zu Stellvertretern gewählt. Die DAG ist durch ihr ehemaliges Vorstandsmitglied Gerd Herzberg vertreten.
Gratulation vom Kanzler
Bundeskanzler Gerhard Schröder gratulierte Bsirske zu seiner Wahl. "Für deine schwierige Aufgabe, die nunmehr größte Gewerkschaft innerhalb des DGB zu leiten, wünsche ich dir Mut, Kraft und Erfolg sowie eine glückliche Hand", schrieb Schröder im Namen der SPD. Auch Grüne, FDP, CDU, DGB und der Arbeitgeberverband BDH beglückwünschten Bsirske.
Am Montag hatten die fünf Vorsitzenden der Gewerkschaften ÖTV, DAG, HBV, IG Medien und der Postgewerkschaft den Verschmelzungsvertrag unterzeichnet und damit ver.di gegründet, die mit fast drei Millionen Mitgliedern die größte freie Einzelgewerkschaft der Welt ist.
n-tv.de überträgt den ver.di-Gründungskongress vom 19. bis 21. März live im Internet.
Quelle: ntv.de