Rechtsextremist zu Gast Buh-Rufe in BBC-Show
23.10.2009, 09:51 Uhr
Huinderte Briten protestieren gegen den Auftritt des Rechtsextremisten Nick Griffin in einer öffentlichen TV-Sendung.
(Foto: AP)
Der Chef der britischen rechtsextremen Partei BNP ist trotz massiver Proteste in einer Talkshow des Senders BBC aufgetreten. In der Fernsehsendung "Question Time" griff Nick Griffin unter anderem Muslime und Homosexuelle an. Die Zuschauer quittierten seinen Auftritt jedoch mit wütenden Zwischenrufen und buhten den umstrittenen Politiker aus. Es war der erste Auftritt eines Mitglieds der British National Party in einer großen Fernsehshow.
Demonstration vor BBC-Gebäude
Schon im Vorfeld hatte der Auftritt in einer der wichtigsten Polit-Sendungen des Landes einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Vor der Aufzeichnung hatten Hunderte Menschen vor dem BBC-Gebäude in London protestiert. Dabei gab es auch Zusammenstöße mit der Polizei. Mehrere Menschen wurden leicht verletzt. Sechs Menschen wurden festgenommen.
Griffin beklagte, er werde "dämonisiert", er sei "kein Nazi". Den Islam nannte er "unvereinbar mit Großbritannien". Der Frage nach der Leugnung des Holocaustes wich er aus. Er könne nicht erklären, warum er die Judenvernichtung früher als "Mythos" bezeichnet habe. Zugleich sagte er, der Anblick zweier küssender Männer sei "gruselig".
Griffin war 1998 wegen Rassenhasses zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Im Juni hatte er bei der Europawahl ein Mandat als Europaabgeordneter gewonnen. Griffin hatte unter anderem gesagt, im Falle eines EU-Beitritts der Türkei würden "80 Millionen muslimische Niedriglohn-Türken Großbritannien überschwemmen". Außerdem forderte er, Boote mit Flüchtlingen aus Afrika zu "versenken".
BBC: Einladung "angemessen"
Die BBC - Großbritanniens öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt - verteidigte die Einladung deshalb als "angemessen". Vize-Generaldirektor Mark Byford sagte, die BBC sei zur Unparteilichkeit verpflichtet. Neben Griffin war unter anderen auch Justizminister Jack Straw Gast der Show. In der Sendung ist das Publikum aufgerufen, Fragen zu stellen.

Vor dem BBC-Gebäude kommt es zu Zusammenstößen zwischen wütenden Demonstranten und der Polizei.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Urteil vieler Zuschauer schadete sich Griffin mit dem Auftritt selbst. Er habe nervös gewirkt und sich ständig widersprochen, sagte Show-Besucher David Kernohan. "Das Publikum hat ihn schlicht bloßgestellt. Er hat sich lächerlich gemacht."
Griffin selbst zeigte sich in der Zeitung "The Times" hoch erfreut über den Rummel, den seine politischen Gegner um seinen Auftritt gemacht hätten: "Ich bedanke mich bei der politischen Klasse und ihren Verbündeten, dass sie so dumm sind."
Nur für Weiße
Die BNP, die ein "weißes" Großbritannien fordert, hatte bei der Europawahl 6,2 Prozent erreicht und stellt zwei Abgeordnete im EU-Parlament. Gegen die Partei ist ein Gerichtsverfahren anhängig, weil sie nur weiße Mitglieder erlaubt.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP