Politik

Wahl in Hamburg ohne Aussagekraft Bundes-SPD freut sich zu früh

Der Jubel im Willy-Brandt-Haus ist groß nach dem klaren Erfolg der SPD bei den Bürgerschaftswahlen in Hamburg. Doch Forscher sprechen dem Ergebnis die Aussagekraft für das Superwahljahr 2011 ab.

Ein Sieg für Scholz, aber auch ein Fanal für die SPD? Wahlforscher bezweifeln das.

Ein Sieg für Scholz, aber auch ein Fanal für die SPD? Wahlforscher bezweifeln das.

(Foto: dpa)

Die Hamburger Bürgerschaftswahl wurde nach einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen ganz klar in der Hansestadt entschieden und ist als Stimmungstest für das Superwahljahr ungeeignet. Für 82 Prozent der Befragten habe die Lokalpolitik den Ausschlag für ihre Wahlentscheidung gegeben und nur für 16 Prozent die Bundesebene, heißt es in einer ersten Analyse nach dem klaren Sieg der SPD. Die Spitzen der erfolgreichen Parteien sehen das naturgemäß anders. SPD-Chef Gabriel und der FDP-Vorsitzende Westerwelle deuteten die Ergebnisse ihrer Parteien als Fanal für die Bundespolitik.

Die CDU, in Hamburg auf ihr schlechtestes Ergebnis nach dem Krieg gestürzt, hat gravierende Kompetenzverluste in vielen wichtigen Politikfeldern zu verzeichnen. Die SPD wurde demnach in allen Bevölkerungsgruppen klar stärkste Partei. Eine personell und inhaltlich überzeugende SPD mit einem denkbar schwachen politischen Gegner habe eindrucksvoll bewiesen, dass sie in der Hansestadt an ihre Zeiten als echte Volkspartei anschließen könne, konstatieren die Wahlforscher.

Scholz deklassiert Ahlhaus

Wahlhelfer zählen die Stimmen aus.

Wahlhelfer zählen die Stimmen aus.

Die Sozialdemokraten gelten laut Forschungsgruppe nicht nur bei den Hamburger Top-Themen Schule, Finanzen, Familie oder Wohnungsmarkt als kompetenteste Partei. Sie können den Christdemokraten selbst in bisherigen CDU-Domänen wie Wirtschaft und Arbeit klar den Rang ablaufen. In früherer hanseatischer SPD-Tradition erreichen sie weite Teile auch des urban-bürgerlichen Milieus. Mit hohem Ansehen und einem Herausforderer, der den Amtsinhaber in bisher unbekannter Dimension hinter sich lässt, ist die SPD für 69 Prozent der Befragten "die Partei, die am besten zu Hamburg passt".

Entscheidend für das Wahlergebnis war auch die Frage der Kandidaten. SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz wird genießt ein parteiübergreifend positives Ansehen und schlägt dabei den Kurzzeit-Bürgermeister Ahlhaus um Längen. 63 Prozent wollten Scholz und nur 20 Prozent Ahlhaus als Ersten Bürgermeister - nie zuvor sei ein Amtsinhaber auch nur annähernd heftig deklassiert worden, heißt es.

CDU verliert bei älteren Wählern

Die SPD wird in allen Bevölkerungsgruppen klar stärkste Partei. Bei den Arbeitern erzielt sie 59 Prozent, ist aber auch bei den Angestellten mit 52 Prozent und Beamten mit 52 Prozent stark. Innerhalb der Altersgruppen kommt die SPD mit 44 Prozent auf ihr - relativ - schwächstes Resultat bei den 18- bis 29-Jährigen, bei den ab 60-Jährigen erreicht sie 53 Prozent. Genau hier verliert die CDU dramatisch: Bei den ab 60-Jährigen halbiert sich praktisch der Zuspruch auf 29 Prozent, bei den unter 60-jährigen Wählern schafft die CDU maximal 17 Prozent und liegt hier nur knapp vor den Grünen.

Die Grünen, die nach dem Koalitionsbruch in Hamburg nicht vom Bundestrend profitieren, werden nach gewohnten Mustern parallel zum formalen Bildungsniveau stärker. Sie erreichen bei Hochschulabsolventen mit 17 Prozent den stärksten Zuspruch, bleiben aber bei Haupt- und Realschulabsolventen schwach. Die FDP profitiert insgesamt vom Einbruch der CDU. Bei den ab 60-jährigen Männern, wo die CDU um 30 Punkte auf 27 Prozent einbricht, legt die FDP überproportional zu und erreicht hier zehn Prozent.

Quelle: ntv.de, cba/dpa

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