Hilfslieferungen in der Region Kundus Bundeswehr entschädigt Opfer
04.02.2010, 16:57 UhrDie Bundeswehr beginnt mit der Wiedergutmachung für den verheerenden Bombenangriff auf zwei Tanklaster in Afghanistan. 1200 Familien der Region erhalten als "unbürokratische Sofortmaßnahme" ein Hilfspaket mit Lebensmitteln und Decken. Die Verteilung übernehmen allerdings die afghanischen Behörden - aus Sicherheitsgründen.

Zwei Bundeswehrsoldaten und zwei Vertreterinnen der Provinzbehörde an einer Sammelstelle.
(Foto: dpa)
Fünf Monate nach dem tödlichen Luftschlag im nordafghanischen Kundus hat die Verteilung von Hilfspaketen der Bundeswehr an bedürftige Familien in der Gegend begonnen. Bundeswehr-Sprecher Jürgen Mertins sagte, an insgesamt 1200 Familien in den Distrikten Char Darah und Aliabad sowie in Kundus-Stadt werde jeweils ein Hilfspaket ausgegeben. Aus Sicherheitsgründen würden Afghanen die Verteilung übernehmen. Die Pakete würden auch, aber nicht nur an Familien gehen, die Angehörige bei dem von der Bundeswehr angeordneten Luftangriff verloren hätten.
Mertins sagte, die bedürftigen Familien seien von Char Darahs Distrikt-Gouverneur Abdul Wahid Omarchel, von Dorfältesten sowie von Vertretern des Bremer Opferanwalts Karim Popal ausgewählt worden. Die Verteilung der Pakete, die unter anderem Lebensmittel und Brennmaterial beinhalten, werde rund eine Woche dauern. Nach dem Bombardement vom 4. September vergangenen Jahres hätten das Bundesverteidigungsministerium und Popal sich auf "unbürokratische Sofortmaßnahmen für bedürftige Familien in dem von dem Luftschlag betroffenen Gebieten" geeinigt, sagte Mertins. Eine rechtliche Verpflichtung sei damit aber nicht eingegangen worden.
Lebensmittel und Decken
Mertins sagte weiter, die Bundeswehr habe die von Großhändlern zusammengestellten Pakete in Kundus-Stadt an die afghanische Seite übergeben, die anschließend mit der Verteilung begann. Nach Bundeswehr-Angaben beinhaltet jedes Paket 50 Kilogramm Mehl, zehn Kilogramm Reis, vier Kilogramm Bohnen, zwei Kilogramm Zucker sowie fünf Liter Speiseöl. Außerdem können die Empfänger zwischen Brennholz oder einem Gasbrenner mit Kartusche wählen. Für jedes Familienmitglied ist eine Wolldecke enthalten.
Bei dem umstrittenen Luftangriff auf zwei von den Taliban gekaperte Tanklastwagen vor fünf Monaten waren nach einem NATO-Bericht bis zu 142 Menschen getötet worden, darunter auch Zivilisten. Die vom afghanischen Präsident Hamid Karsai eingesetzte Untersuchungskommission hatte berichtet, bei dem Bombardement in Char Darah seien 30 Zivilisten und 69 Taliban-Kämpfer getötet worden. Die Taliban haben in der Provinz Kundus und besonders in Char Darah in den vergangenen Jahren deutlich an Einfluss gewonnen.
Quelle: ntv.de, dpa