Stiegler attackiert USA: Bush agiert wie Caesar
06.09.2002, 08:32 UhrIm Streit zwischen den USA und Deutschland um einen möglichen Militärschlag gegen den Irak hat SPD- Bundestagsfraktionschef Ludwig Stiegler die Vereinigten Staaten scharf attackiert. Die US-Regierung unter Präsident George W. Bush sehe sich als "das neue Rom" und ihre Verbündeten als "Verfügungsmasse", sagte der SPD-Politiker dem "Münchner Merkur" vom Samstag.
"Bush benimmt sich so, als sei er der Princeps Caesar Augustus und Deutschland die Provincia Germania ", sagte Stiegler weiter. "So geht es nicht." Der SPD-Fraktionschef erneuerte auch seine Kritik am Berliner US-Botschafter Daniel Coats. Es sei "unerhört", wenn dieser meine, sich in die deutsche Innenpolitik einmischen zu können. "Ich erwarte von Daniel Coats Zurückhaltung. Er kann seine diplomatischen Noten abgeben, aber er hat mit unserer innenpolitischen Auseinandersetzung nichts zu tun."
Schröder und Fischer bleiben bei Nein zu Militärschlag
Auch der SPD-Außenpolitikexperte Gernot Erler kritisierte die USA. Sie hätten sich in wichtigen Politikfeldern international isoliert. Die Empörung der USA über die Haltung des Bundeskanzlers zu einem Krieg gegen den Irak brachte Erler mit der schärfer werdenden innenpolitischen Debatte in den USA in Verbindung. "Die Bush-Regierung scheint besorgt zu sein, dass die sehr klare Absage von Gerhard Schröder an eine deutsche Beteiligung sich auf diese Debatte auswirkt".
Trotz amerikanischer Kritik waren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Außenminister Joschka Fischer (Grüne) bei ihrer Ablehnung eines US-Militärschlags gegen den Irak geblieben. Beide bestritten zugleich einen Konfrontationskurs gegen den Verbündeten in Washington.
Am Mittwoch war der US-Botschafter in Deutschland, Daniel Coats, wegen seiner Kritik an der Bundesregierung in das Auswärtige Amt geladen worden. Über den Inhalt des Gesprächs sei Vertraulichkeit vereinbart worden, hieß es in Regierungskreisen.
Quelle: ntv.de