Politik

Terrorwarnungen ignoriert? Bush in der Offensive

US-Präsident George W. Bush hat am Freitag Spekulationen zurückgewiesen, er habe vor dem 11. September Terrorwarnungen ignoriert. "Wenn ich gewusst hätte, dass der Feind an diesem schicksalhaften Morgen Flugzeuge zum Töten einsetzen würde, hätte ich alles in meiner Macht Stehende getan, um das amerikanische Volk zu schützen", sagte Bush.

Beamte des Präsidialamtes bestätigten unterdessen, dass wenige Tage vor dem 11. September ein Aktionsplan zur Zerschlagung des Terrornetzwerks El Kaida auf Bushs Genehmigung gewartet habe. Das Memo mit dem Datum vom 10. September habe auf dem Schreibtisch der Nationalen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice gelegen, um von Bush überprüft zu werden, sagte ein ranghoher Regierungsbeamter, der namentlich nicht erwähnt werden wollte. Erste allgemeine Berichte über diesen Aktionsplan waren bereits Ende letzten Jahres an die Öffentlichkeit gelangt.

Das Weiße Haus hatte am Mittwoch eingeräumt, dass Bush bereits vor dem 11. September vor möglichen Flugzeugentführungen gewarnt worden war. Flughäfen und Fluggesellschaften seien informiert worden, sagte Rice. Es habe aber keine Hinweise auf bestimmte Ziele oder einen Zeitpunkt gegeben.

Präsidentensprecher Ari Fleischer bestätigte zudem eine Studie der Kongressbibliothek von 1999, in der es heißt: "Selbstmordbomber der El Kaida könnten ein Flugzeug voller Sprengstoff ins Pentagon, die Zentrale der CIA oder das Weiße Haus fliegen."

Das Eingeständnis des Weißen Hauses hat eine heftige Debatte in den USA ausgelöst. Die Vertreter der Demokraten im Kongress verlangen Aufklärung darüber, ob die Anschläge bei korrekter Auswertung und Weiterleitung der eingegangenen Informationen hätten verhindert werden können.

Die US-Regierung bezeichnete diese Forderungen als unverantwortliche Politik. Solche Spekulationen seien "durch und durch verantwortungslos und Spitzenpolitikern einer Nation in Kriegszeiten völlig unwürdig", sagte Vizepräsident Richard Cheney am Donnerstag.

Nach jüngsten Angaben von Gewerkschaften und Flughafenbetreibern wurden trotz Geheimdiensthinweisen auf mögliche Flugzeugentführungen die Sicherheitsmaßnahmen vor dem 11. September nicht gezielt verstärkt. Die Luftfahrtbehörden erklärten, sie hätten die Fluggesellschaften gewarnt, die Informationen seien jedoch zu vage gewesen, um Verschärfungen durchzusetzen.

Die Fluggesellschaft American Airlines erklärte, sie habe vor dem 11. September "keine spezifischen Informationen" über mögliche Entführungen erhalten. Es habe zwar regelmäßige Sicherheitshinweise der Luftfahrtbehörden gegeben, diese seien jedoch sehr allgemein gehalten gewesen. United Airlines bestätigte diese Angaben.

Die Betreiber des Logan-Flughafens in Boston, wo zwei der entführten Maschinen starteten, erklärten, sie hätten keine Geheimdienstinformationen bekommen, die auf ein erhöhtes Risiko für den Airport hingewiesen hätten. Die Gewerkschaften der Piloten und Flugbegleiter beklagten, dass ihre Mitglieder nicht über Hinweise auf mögliche Entführungen informiert worden seien.

Quelle: ntv.de

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