"Dein Abschiedskuss, du Hund" Bush nimmt Abschied im Irak
14.12.2008, 19:45 UhrDer scheidende US-Präsident George W. Bush ist zu einem nicht angekündigten Abschiedsbesuch im Irak eingetroffen. Bei seiner Visite rechtfertigte Bush die US-Invasion im Zweistromland erneut als "notwendig". Der Staatschef traf unter anderem mit seinem irakischen Kollegen Dschalal Talabani sowie mit weiteren irakischen Politikern und Vertretern der US-Besatzungstruppen zusammen.
"Die Aufgabe war nicht leicht, aber sie war notwenig für die Sicherheit der USA, die Hoffnung der Iraker und den Frieden in der Welt", sagte Bush bei seinem Treffen mit Talabani. Er sei erfreut, fünf Wochen vor dem Ende seiner Amtszeit noch einmal den Irak besuchen zu können. Talabani nannte Bush bei dem Treffen einen "großen Freund des irakischen Volks", der bei der Befreiung des Landes helfe.
Milliarden-Aufbau verpufft
Laut einem Bericht der "New York Times" sind mehr als 100 Milliarden Dollar, davon gut die Hälfte aus US-Steuergeldern, für den Wiederaufbau des Iraks nach dem US-Einmarsch nahezu wirkungslos geblieben. Mit dem Geld sei kaum mehr wiederaufgebaut worden, als beim US-Einmarsch im März 2003 und den folgenden Plünderungen im Land zerstört worden sei, schrieb die Zeitung unter Berufung auf einen Regierungsbericht.
Ein Grund für die Wirkungslosigkeit der Investitionen seien die mangelnden Kenntnisse der US-Behörden über den Irak. So habe ein Beamter der Behörde für Internationale Entwicklung nur vier Stunden Zeit bekommen, um zu prüfen, wie viele Kilometer Straße im Irak repariert und wieder in Betrieb genommen werden müssten. Die Schätzung des Beamten, die sich auf Recherchen in der Bibliothek der Behörde stützten, seien direkt in den US-Rahmenplan für den Irak eingeflossen, zitierte die "NYT" aus dem Berichtsentwurf.
Auf geheimer Mission
Das Weiße Haus hatte den geplanten Besuch bis zuletzt geheim gehalten und ihn erst nach Bushs Landung auf dem internationalen Flughafen in Bagdad bekannt gegeben. Demnach wollte sich Bush von den irakischen Regierungsvertretern verabschieden und den dort eingesetzten US-Truppen danken. Laut dem Weißen Haus sollte auch das jüngst geschlossene Sicherheitsabkommen mit Bagdad gefeiert werden. Regierungschef Nuri el Maliki und Bush unterzeichneten die Übereinkunft symbolisch.
Das irakische Parlament hatte Ende November nach fast einjährigen Verhandlungen das mit den USA ausgehandelte Sicherheitsabkommen gebilligt. Dies bildet die Rechtsgrundlage für den weiteren US-Einsatz im Zweistromland. Es sieht aber einen Abzug der US-Truppen aus dem Land bis Ende 2011 vor. Eine von den US-Truppen geführte Koalition hatte im April 2003 den irakischen Präsidenten Saddam Hussein gestürzt. Seither ist es der vierte Aufenthalt Bushs in Bagdad. Zur Zeit stehen 146.000 US-Soldaten im Land, 4200 starben bereits dort.
Der Republikaner Bush gibt sein Amt am 20. Januar an den Demokraten Barack Obama ab. Obama hatte bereits während seines Wahlkampfs angekündigt, die US-Truppen im Irak binnen 16 Monaten abziehen zu wollen.
"Abschiedskuss" für Bush
Ein irakischer Journalist machte seiner Wut auf Bush auf unorthodoxe Weise Luft. Während Bushs Treffen mit Maliki warf der Mann seine beiden Schuhe auf den Präsidenten – ohne ihn jedoch zu treffen. "Dies ist dein Abschiedskuss, du Hund", rief der Mann dabei. Sicherheitskräfte führten den Werfer anschließend ab.
Quelle: ntv.de