Politik

SPD hofft noch auf FDP CDU macht es nur mit Rüttgers

Ein bisschen hofft die nordrhein-westfälische Landeschefin Kraft noch auf die FDP. Zunächst stehen jedoch Sondierungsgespräche mit der CDU an. Die zeigt sich kompromissbereit, hält zugleich jedoch an Ministerpräsident Rüttgers fest. Die SPD droht derweil schon mit Neuwahlen.

Erst raus, dann wieder rein: Rüttgers könnte am Ende doch noch Regierungschef bleiben.

Erst raus, dann wieder rein: Rüttgers könnte am Ende doch noch Regierungschef bleiben.

(Foto: dpa)

Fast zwei Wochen nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen wollen SPD und CDU nun die Weichen für eine große Koalition stellen. Nach dem schnellen Aus für eine rot-rot-grüne Zusammenarbeit stehen die beiden großen Parteien allerdings vor schwierigen Verhandlungen. Scheitert auch diese Option, bleiben für das einwohnerstärkste Bundesland nur noch Neuwahlen.

Spitzenvertreter von CDU und SPD steckten bereits zentrale Positionen ab. Die CDU will, dass Jürgen Rüttgers in einer großen Koalition Ministerpräsident bleibt. Die SPD stellte inhaltliche Bedingungen: Längeres gemeinsames Lernen in den Schulen, Abschaffung der Studiengebühren und eine sichere Finanzausstattung für die Kommunen. "Da werden wir auch keinerlei Abstriche machen können", sagte SPD-Landesparteichefin Hannelore Kraft dem WDR. Das erste Sondierungsgespräch soll nach Pfingsten geführt werden. Als besonders schwierig gilt eine Einigung in der Bildungspolitik.

Die CDU gehe mit dem Ziel in die Sondierungsgespräche, eine große Koalition zu bilden, versicherte Rüttgers. "Demokratische Parteien sind nie Feinde." Offen ließ der CDU-Landespartei- und Regierungschef, ob er darauf bestehen wird, Ministerpräsident zu bleiben. "Sowohl Frau Kraft als auch ich wollen über Inhalte reden. Das ist auch gut so."

SPD droht mit Neuwahlen

Auch Kraft bezog keine klare Position, ob sie an ihrem Anspruch festhält, Ministerpräsidentin zu werden, oder ob eine Große Koalition unter CDU-Führung nur ohne Rüttgers möglich wäre. Allerdings brachte sich in beiden Parteien die zweite Reihe in Stellung. "Rüttgers ist für uns der nächste Ministerpräsident", unterstrich der Generalsekretär der NRW-CDU, Andreas Krautscheid. Es sei unbestritten, dass die stärkere Partei den Regierungschef stelle und auch entscheide, wer dieses Amt wahrnehme.

Wunschbündnis vor dem Aus? Weil es mit der Linken nicht geht, sind die Chancen für eine gemeinsame Regierung von Grünen-Spitzenkandidatin Löhrmann und SPD-Landeschefin Kraft deutlich gesunken.

Wunschbündnis vor dem Aus? Weil es mit der Linken nicht geht, sind die Chancen für eine gemeinsame Regierung von Grünen-Spitzenkandidatin Löhrmann und SPD-Landeschefin Kraft deutlich gesunken.

(Foto: REUTERS)

Dagegen drohten SPD-Landtagsabgeordnete mit Neuwahlen, falls die CDU sich auf Rüttgers versteife. "Wenn man sich so an der Personalie Rüttgers festbeißt und inhaltlich nicht bereit ist, sich zu bewegen, sind Neuwahlen die realistische Option, die bleibt", sagte der Abgeordnete Markus Töns der "Bild"-Zeitung. Auch der Abgeordnete Frank Sichau warnte: "Beharrt die CDU auf Rüttgers, sind Neuwahlen unausweichlich."

5982 Stimmen für Rüttgers

Laut amtlichem Endergebnis hat die CDU exakt 5982 Stimmen mehr erhalten als die SPD und liegt mit 34,6 Prozent nur um 0,1 Punkte vor der SPD. Im neuen Landtag werden beide Parteien jeweils 67 Mandate haben. Die CDU war bei der Wahl um rund zehn Punkte auf ihr schlechtestes Ergebnis in NRW abgestürzt.

Krautscheid zeigte sich verhandlungs- und kompromissbereit. "Wir wissen, dass wir genauso wie die Sozialdemokraten Abstriche von unseren Ideal- und Maximalpositionen aus dem Wahlkampf machen müssen", sagte er. "Wir sind bereit zu Gesprächen auf Augenhöhe." Neuwahlen wären aus seiner Sicht die schlechteste Option. "Man kann den Bürgern nicht sagen: Tut uns leid, wir müssen halt nochmal wählen, bis den Politikern das Ergebnis passt."

Nach der frühen Absage der FDP an eine Ampel- und an eine Jamaika-Koalition war am Donnerstagabend auch Rot-Rot-Grün ausgeschieden. SPD und Grüne werfen der Linken vor allem vor, sich nicht deutlich genug vom Unrechtsregime in der DDR distanzieren zu wollen. "Ich war wirklich entsetzt über das, was wir dort gehört haben", sagte Kraft im ZDF. "Wir haben viel Geschichtsklitterung gehört und gemerkt, dass die Linkspartei nicht richtig weiß, was es bedeutet, eine regierungstragende Fraktion zu stellen."

Die Linke in Land und Bund hielt SPD und Grünen erneut vor, nur Scheingespräche geführt zu haben. Die Grünen erklärten in einem Brief an ihre Mitglieder, das Gespräch habe gezeigt, dass die Linke "Regierung und Opposition in einem sein will". Die Partei sei auch nicht davon abgerückt, "dass sie den Verfassungsschutz eigentlich abschaffen will".

Die Grünen kündigten eine offensive Oppositionspolitik in fast verdoppelter Fraktionsstärke an. Eine neue Offerte an die FDP schlossen sie erneut aus. Kraft will diese Tür nicht ganz zuschlagen. Bislang seien die Liberalen mit ihrer strikten Verweigerung einer Ampelkoalition ihrer demokratischen Verantwortung nicht gerecht geworden, mahnte sie. "Ich weiß nicht, ob sich die FDP noch mal rührt, ich bin da sehr gespannt."

Quelle: ntv.de, tis/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen