Führungskrise in Bayern CDU zeigt sich besorgt
13.01.2007, 11:57 UhrIn der CDU wird die eskalierende Führungskrise in der CSU um Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber mit wachsender Sorge verfolgt.
Am Rande einer Klausurtagung des CDU-Vorstands in Bremen legten erste CDU-Spitzenpolitiker wie Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust der Schwesterpartei am Samstag eine rasche Lösung des Konflikts nahe, der auch zunehmend die Union insgesamt belastet. Ohne genannt werden zu wollen, rechneten einige führende CDU-Politiker am Rande der Tagung mit einem baldigen Ende der Ära Stoiber in Bayern. Eine offene Solidaritätserklärung mit dem CSU-Vorsitzenden, der 2002 gemeinsamer Unions-Kanzlerkandidat war, gab es nicht.
Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte die CSU indirekt auf, ihre Führungskrise um Stoiber schnell zu lösen. "Die Union ist nur stark, wenn CDU und CSU stark sind", sagte die CDU-Vorsitzende. Sie sei überzeugt, dass die CSU "ihre Gespräche, die notwendig sind, führen wird". "Wir sind nur gemeinsam stark."
Merkel vermied eine klare Aussage zum Verbleib Stoibers im Amt des Parteivorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten. "Ich arbeite mit Edmund Stoiber gut zusammen", sagte Merkel. "Und das tue ich auch im Augenblick."
Auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sprach sich indirekt für eine schnelle Lösung aus. Er habe "nicht den Hauch eines Zweifels", dass die CSU die Lösung der Krise "schnell auf die Reihe kriegt". Sein Zutrauen in die CSU sei "unermesslich groß".
Teilnehmer der CDU-Vorstandssitzung bestätigten, dass die Ereignisse in Bayern das beherrschende Thema in den Gesprächen am Rande der Tagung gewesen seien. "Es herrscht dabei Erstaunen, in welcher Vehemenz sich die Situation in Bayern entwickelt", sagte ein Vorstandsmitglied. Ein anderes Mitglied des Vorstands sagte, die Mehrheit in der CDU-Führung sei mittlerweile der Auffassung, Stoiber werde nicht mehr als Spitzenkandidat für die bayerische Landtagswahl 2008 antreten und sich demnächst zurückziehen.
Ein Präsidiumsmitglied sagte: "Wenn in einem Ast schon viele Keile stecken, dann bricht er irgendwann." Es sei schwer, aus einer solchen Situation herauszukommen. Andere führende CDU-Politiker schätzten die Lage dagegen als offen ein. "Die nächste Woche wird entscheiden, wie es weitergeht", lautete eine weitere Prognose. Ratlosigkeit herrscht in der CDU zur Frage, wer Nachfolger von Stoiber werden könnte. Es gibt die Befürchtung, dass die Krise in der CSU der Union insgesamt weiter schaden könne.
Hessens Ministerpräsident Roland Koch verwies allerdings in Anspielung auf die CDU-Spendenaffäre in den Jahren 1999 und 2000 darauf, dass die CSU in der Vergangenheit Solidarität mit der CDU geübt habe. So müssten die Christdemokraten auch jetzt mit der CSU umgehen.
Quelle: ntv.de