"Entschuldigungs-Kaskade" CSU fürchtet um Schlagkraft
10.01.2007, 10:40 UhrDer Führungsstreit um den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber heizt in der CSU die Sorge um die Schlagkraft der Partei in der großen Koalition an. "Wir müssen geschlossen auftreten, um unser Gewicht auf Bundesebene nicht zu verspielen", sagte der Parlamentarier Norbert Geis am Mittwoch am Rande der Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten in Wildbad Kreuth. Landesgruppenchef Peter Ramsauer betonte, die CSU müsse vor allem Sacharbeit
leisten.
Parteichef Stoiber wird mit seiner schärfsten parteiinternen Gegnerin Gabriele Pauli schon am Freitag zusammentreffen - bei seinem Neujahrsempfang mit den bayerischen Landräten. Er wolle dann die Differenzen mit seiner Kritikerin kurz ansprechen. Ein klärendes Gespräch soll es erst am Donnerstag nächster Woche geben. Pauli dämpfte die Erwartungen an die Begegnung beim Empfang: "Man hat beim Defilee ja nur ein paar Sekunden. Man gibt sich die Hand und wird sagen: Wir sehen uns ja demnächst", sagte die Fürther Landrätin der "Abendzeitung".
Bei dem dann geplanten Treffen des CSU-Chefs mit Pauli werde auch Stoiber "Worte des Bedauerns" finden, hieß es aus Kreisen der CSU-Führung. Diese "Entschuldigungs-Kaskade" sei Teil des Solidarisierungspaktes der CSU-Führung mit Stoiber gewesen. Nur auf dieser Basis habe sich die Rückendeckung für Stoiber organisieren lassen.
Sorgen um Ansehen der Partei
"Die CSU muss eine geschlossene politische Kraft sein, die so auch ihr Gewicht im Bund voll einbringen kann", verlangte Geis, der seit 20 Jahren im Bundestag sitzt. Die Personaldebatte müsse rasch beendet werden. Ähnlich äußerten sich mehrere seiner Fraktionskollegen, die um den Einfluss der CSU als kleinstem Partner in der Koalition fürchten. Geis zeigte sich überzeugt, dass das Treiben um Stoiber keine breite Strömung in der Partei widerspiegele, sondern sich zufällig hochgeschaukelt habe.
Die dreitägige Klausur in Kreuth war vom Führungsstreit um Stoibers Zukunft beherrscht worden. Pauli will den 65-Jährigen als Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2008 verhindern, konnte sich aber nicht mit ihrer Forderung durchsetzen. Sie hatte mit Bespitzelungsvorwürfen gegen den CSU-Chef die Debatte ins Rollen gebracht. Am Montag stellte sich die Parteiführung geschlossen hinter Stoiber. An der Basis brodelt es aber weiter. Stoiber will mindestens bis zum Jahr 2013 im Amt bleiben und stieß damit in der CSU-Spitze und in der Landesgruppe auf Vorbehalte.
Ramsauer hielt trotz des hitzigen Treibens um Stoiber daran fest, dass es in Kreuth nicht um Personalfragen gegangen sei. Die Sacharbeit stehe für die CSU im Vordergrund.
Auch Höhenberger will sich entschuldigen
Stoibers früherer Büroleiter in der Staatskanzlei, Michael Höhenberger, will sich einem Zeitungsbericht zufolge in Kürze bei Pauli entschuldigen. Höhenberger wolle um Verzeihung für seine "missverständlichen Nachforschungen" über das Privatleben Paulis bitten, berichtete die "Leipziger Volkszeitung". Er wolle die Entschuldigung zu Beginn der traditionellen Klausur der CSU-Landtagsfraktion im Wildbad Kreuth in der kommenden Woche vorbringen. Das Blatt berief sich auf CSU-Bundestagsabgeordnete. Höhenberger war wegen der von Pauli erhobenen Bespitzelungsvorwürfe von seinem Posten zurückgetreten.
Quelle: ntv.de