NSU-Prozess in München Carsten S. leugnet Schalldämpferbestellung
19.03.2014, 20:37 UhrIm NSU-Prozess geht es wieder um die Tatwaffe. Dass die von einem der Mitangeklagten besorgt wurde, ist mittlerweile klar. Vor Gericht ist die Frage hochspannend, ob er sie mit oder ohne Schalldämpfer orderte.
Wie tief war Carsten S. in den NSU verstrickt? Für die Klärung dieser Frage versuchte das Oberlandesgericht München mehr über die Beschaffung der Tatwaffe herausfinden, mit der Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos neun Menschen ermordeten. Klar ist, dass der neben Beate Zschäpe Mitangeklagte Carsten S. die Ceska besorgte. Pikant: Falls S. die Pistole mit Schalldämpfer bestellt wurde, wäre das ein Indiz dafür, dass S. wusste, wofür sie bestimmt war.
Aber der Reihe nach: Der Anklage zufolge soll Carsten S. die Ceska-Pistole im rechten Jenaer Szeneladen "Madley" gekauft haben. Der dortige Angestellte Andreas Sch. hatte zugegeben, eine Pistole mit Schalldämpfer verkauft zu haben. Als Käufer identifizierte er in seiner Vernehmung den Angeklagten Carsten S. Dieser habe ausdrücklich einen Schalldämpfer bestellt. In seiner Vernehmung sagte er: "Es war definitiv so, dass die einen Schalldämpfer bestellt haben. Ich liefere doch nicht mehr, als ich liefern muss."
Zschäpe-Verteidiger Wolfgang Stahl zweifelte die Glaubwürdigkeit der Aussage an. Der Zeuge habe möglicherweise "in einer Vernehmungssituation vor Angst Wunschantworten gegeben", vermutete der Anwalt. Carsten S. hatte gesagt, der Schalldämpfer sei einfach so mitgeliefert worden. Er hatte ausgesagt, dass er die Waffe im Auftrag des ebenfalls angeklagten Ex-NPD-Funktionärs Ralf Wohlleben gekauft hatte.
Wohnung in Chemnitz gemietet
Nachmittags schilderte ein Zeuge, wie er 1998 für die drei Untergetauchten eine Wohnung in Chemnitz angemietet hat. Er sei angesprochen worden, ob er sich für den Mietvertrag zur Verfügung stellen könne, sagte er. An Details wollte er sich zunächst nicht erinnern; er könne nicht mehr sagen, wer ihn angesprochen habe oder wie der Übergabetermin mit der Maklerin ablief.
Nach intensivem Nachfragen sagte er, Beate Zschäpe sei bei der Übergabe dabei gewesen; sie habe sich als Freundin oder Frau ausgegeben. Etwa einmal im Monat habe er die Drei in der Wohnung besucht, um zu sehen, "ob es irgendwelche Probleme gibt, ob die irgendwas brauchen". Alle Kontakte seien über Zschäpe gelaufen. Dies könnte die These der Anklage stützen, dass die Hauptangeklagte für die legale Fassade der Gruppe sorgte und eine wesentliche Rolle für das Leben im Untergrund spielte.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa