Prozess mit Nachspiel Charles Taylor geht in Berufung
20.07.2012, 07:28 Uhr
Charles Taylor ist einer der Drahtzieher des Bürgerkriegs in Sierra Leone. Dabei kamen rund 120.000 Menschen ums Leben.
(Foto: picture alliance / dpa)
50 Jahre muss der Ex-Staatschef Taylor wegen Kriegsverbrechen ins Gefängnis. Wenn das Urteil nicht abgemildert wird, kommt der 64-Jährige nie mehr frei. Doch der frühere Warlord will das Strafmaß nicht akzeptieren und geht in Berufung. Auch die Anklage legt Rechtsmittel ein. Sie will, dass ihre Forderung nach 80 Jahren Gefängnis Gehör findet.
Der frühere liberianische Staatschef Charles Taylor hat Berufung gegen seine Verurteilung zu 50 Jahren Haft wegen Kriegsverbrechen eingelegt. Taylor fechte sowohl den Schuldspruch gegen ihn als auch das festgelegte Strafmaß an, teilte das Sondertribunal zu Sierra Leone im niederländischen Leidschendam bei Den Haag mit. Mit dem Fall soll sich nun die Berufungskammer des Tribunals auseinandersetzen.
Taylor war am 26. April für schuldig befunden worden, als Präsident Liberias während des Bürgerkriegs im benachbarten Sierra Leone die Rebellen der Revolutionären Vereinten Front unterstützt zu haben. Einen Monat später wurde das Strafmaß gegen ihn verkündet. Taylor bewaffnete nach Überzeugung des Gerichts die Rebellen, die Kindersoldaten rekrutierten und Gräueltaten an Zivilisten begingen, und ließ seine Truppen an deren Seite kämpfen. Im Gegenzug soll sich Taylor sogenannte Blutdiamanten beschafft haben. Während des Kriegs wurden in den Jahren 1991 bis 2001 etwa 120.000 Menschen getötet.
Taylors Verteidiger werfen dem Gericht "systematische Fehler" vor, wie es in dem Berufungsdokument heißt. So seien "unbewiesene Gerüchte" als einzige Grundlage für einige Vorwürfe gegen Taylor verwendet worden. Auch die Staatsanwaltschaft, die 80 Jahre Haft gegen Taylor gefordert hatte, legte Rechtsmittel gegen das Urteil des Tribunals ein, wie das Gericht mitteilte.
Quelle: ntv.de, AFP