Politik

Überraschender Fund in der Gesundheitsbehörde Chile sucht nach Pinochets Nervengift

Pinochet starb 2006. Die Aufarbeitung seiner Diktatur, die 1990 endete, ist noch in vollem Gange.

Pinochet starb 2006. Die Aufarbeitung seiner Diktatur, die 1990 endete, ist noch in vollem Gange.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Vor 40 Jahren putschte sich Pinochet in Chile blutig an die Macht. Erst 1990 endete die Diktatur. Doch ihre Aufarbeitung hält noch immer an. Nun wird der Fund von Nervengift aus der Pinochet-Zeit untersucht. Vor allem das Militär wird aufgefordert, Rechenschaft abzulegen.

Nach den Berichten über einen Nervengift-Vorrat der Pinochet-Diktatur hat die chilenische Regierung eine Untersuchung angeordnet. Der Gesundheitsminister Jaime Mañalich erklärte am Freitag (Ortszeit), die Einrichtungen der Gesundheitsbehörde ISP, wo das Nervengift seinerzeit gefunden worden ist, solle noch einmal gründlich durchsucht werden.

Die Ex-Leiterin der Gesundheitsbehörde ISP, Ingrid Heitmann, hatte berichtet, während ihrer Amtszeit 2008 zwei Kisten voller Botulinumtoxin-Ampullen im ISP-Keller gefunden zu haben. Diese stammten Heitmann zufolge aus der Zeit der Diktatur Augusto Pinochets (1973-1990) und hätten ausgereicht, um Tausende Menschen zu töten.

Mañalich erklärte, er habe großen Respekt vor der wissenschaftlichen Kompetenz Heitmanns, die er persönlich kenne, wie der Rundfunksender Cooperativa berichtete. Botulinumtoxin bewirkt schon in geringer Dosis Muskellähmungen, die zum Tode führen können. Umgangssprachlich ist es auch unter dem Namen Botox bekannt.

"Immer noch keine Reue gezeigt"

Zwei frühere Präsidenten Chiles haben unterdessen Aufklärung vom Militär gefordert. "Trotz des großen Schmerzes und der Verbrechen haben viele Leute immer noch keine Reue gezeigt und keine Verantwortung für das Geschehene übernommen", kritisierte die Sozialistin Michelle Bachelet am Donnerstag (Ortszeit).

Bachelet, die bei den chilenischen Wahlen im November erneut als Präsidentin kandidiert, war von 2006 bis 2010 im Amt, aber Heitmann zufolge nicht über den Fund informiert.

Auch der christdemokratische Ex-Präsident Eduardo Frei Ruiz-Tagle forderte die Armee auf, Rechenschaft über die Verbrechen der Diktatur abzulegen. "Warum sagen uns die Befehlshaber nicht die Wahrheit? Warum halten sie weiter Informationen zurück?", sagte Chiles Präsident von 1994 bis 2000 am Donnerstag dem Sender Radio Cooperativa. Sein Vater, Eduardo Frei Montalva, Präsident Chiles von 1964 bis 1970, war 1982 nachweislich mit Gift ermordet worden.

Quelle: ntv.de, dpa

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