Bericht der Dui Hua Stiftung China fällt weniger Todesurteile
13.12.2011, 11:03 Uhr
Ein zur Todesstrafe verurteilter Chinese.
(Foto: picture alliance / dpa)
In China werden weit mehr Menschen hingerichtet als im Rest der Welt zusammen. Peking verrät nicht, wie viele. Die Anwendung der Todesstrafe wird seit vier Jahren allerdings strenger überprüft. Die Zahl soll sich seitdem halbiert haben.
Die Zahl der Hinrichtungen in China ist nach Schätzungen auf rund 4000 im Jahr zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommt die amerikanische Dui Hua Stiftung, die sich für chinesische Strafgefangene einsetzt und gute Beziehungen zu Justizkreisen in China pflegt. "China hat tiefgreifende Fortschritte bei der Verringerung der Exekutionen gemacht, aber die Zahl ist noch viel zu hoch und verringert sich viel zu langsam", sagte Dui Hua-Gründer John Kamm nach einer Mitteilung.
Wie viele Menschen hingerichtet werden, wird in China als Staatsgeheimnis behandelt. Doch zitierte Dui Hua den chinesischen Professor Liu Renwen, dass die Zahl seit der Wiedereinführung der Überprüfung aller Todesurteile durch das Oberste Gericht Anfang 2007 um mehr als die Hälfte gefallen sei. Der Professor und Dui Hua hatten 2006 übereinstimmend geschätzt, dass damals noch rund 8000 Menschen jährlich in China hingerichtet werden. Ähnlich habe damals die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf internationale Menschenrechtsgruppen die Zahl mit mindestens 8000 im Jahr berichtet.
Geschätzte Zahl: 4000 Hinrichtungen im Jahr
Auf der Grundlage dieser Daten und der Annahme einer Halbierung schätzt Dui Hua die Zahl der Hinrichtungen heute auf 4000 im Jahr. Auf einem Seminar zur Todesstrafe, das Anfang Dezember gemeinsam mit dem UN-Menschenrechtskommissariat und Chinas Außenministerium in Hangzhou (Provinz Zhejiang) abgehalten wurde, sei enthüllt worden, dass das Oberste Gericht in der Revision rund zehn Prozent der Todesurteile verwerfe. Kamm forderte mehr Transparenz: "Wenn Beamte und die Öffentlichkeit das volle Ausmaß der Todesstrafe in China kennen, wird die Abschaffung viel schneller erreicht."
In der südwestchinesischen Stadt Kunming wurden der Anführer und seine Geliebte sowie ein weiteres Mitglied einer Verbrecherorganisation hingerichtet, wie Xinhua berichtete. Der 58-jährige Jiang Jiatian und seine rund 40-köpfige Bande sollen mit Drogen, Prostitution, Erpressung und Falschgeld Geschäfte gemacht haben. Kurz zuvor ereilte eine 35-jährige Südafrikanerin wegen Drogenschmuggels. Erst vergangene Woche waren drei philippinische Rauschgiftschmuggler trotz Gnadenappellen aus Manila exekutiert worden.
Ohne China zählte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International im vergangenen Jahr in 22 anderen Ländern mindestens 527 Hinrichtungen. Nach China exekutierte der Iran (252) die meisten Menschen, gefolgt von Nordkorea (mindestens 60) und den USA (46), wie Amnesty berichtete.
Quelle: ntv.de, dpa