Politik

Für die Nation und den Weltfrieden China feiert sich

Peking zeigt seine "Trumpfkarte".

Peking zeigt seine "Trumpfkarte".

(Foto: REUTERS)

Mit der größten Waffenschau in seiner Geschichte hat sich China zum 60. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik als selbstbewusste Militärmacht präsentiert. Höhepunkt der ersten Militärparade seit zehn Jahren waren moderne und nuklear bestückbare Interkontinentalraketen, die als "Trumpfkarte" gepriesen wurden.

Staats- und Parteichef Hu nahm die Parade ab (screen shot).

Staats- und Parteichef Hu nahm die Parade ab (screen shot).

(Foto: REUTERS)

Als Oberkommandierender nahm Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao die Truppen stehend in einer Limousine des Typs "Rote Fahne" ab. In einer Rede vom Tian'anmen-Tor versicherte der in eine dunkelgraue, traditionelle Mao-Jacke gekleidete Präsident, China sei einer "friedlichen Entwicklung" verpflichtet und suche internationale Kooperation.

180.000 Darsteller

Wie man es von China gewöhnt ist: Exakte Formationen gestalten das Bild.

Wie man es von China gewöhnt ist: Exakte Formationen gestalten das Bild.

(Foto: REUTERS)

Auf 500 Panzer, Raketenabschussrampen und andere Militärfahrzeuge mit 8000 Soldaten folgte eine Parade mit 180.000 Darstellern, Schulkindern und anderen ausgesuchten Teilnehmern. Auf Umzugswagen wurden die Errungenschaften des Landes präsentiert.

Bei Wanderarbeitern in Hefei fällt die "Feier" vergleichsweise bescheiden aus.

Bei Wanderarbeitern in Hefei fällt die "Feier" vergleichsweise bescheiden aus.

(Foto: REUTERS)

Die Parade fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Das normale Volk war nicht zugelassen. Die 17 Millionen Pekinger waren aufgefordert, das Propagandaspektakel am Fernsehen zu verfolgen. Um für schönes Wetter zu sorgen, wurde über Nacht künstlich Regen erzeugt, der Nebel und Smog vertrieb. Für die bislang größte Schau der Luftwaffe donnerten 151 Kampfjets, Bomber und Hubschrauber über die Hauptstadt. Dabei steuerten erstmals Pilotinnen 15 Flugzeuge am Ende der Formationen.

China "unerschütterlich"

Erstmals waren auch Pilotinnen in der Staffel dabei.

Erstmals waren auch Pilotinnen in der Staffel dabei.

(Foto: AP)

In seiner Rede vom Tian'anmen-Tor, wo am 1. Oktober 1949 der "große Steuermann" Mao Tsetung die Republik ausgerufen hatte, versicherte Präsident Hu Jintao, China werde "unerschütterlich" an seiner Reformpolitik festhalten. "Nur der Sozialismus kann China retten und nur Reform und Öffnung können die Entwicklung Chinas, des Sozialismus und Marxismus sicherstellen." China sei auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts der Souveränität und territorialen Integrität sowie der "Nicht-Einmischung" zur Zusammenarbeit mit anderen Ländern bereit. Vor dem Hintergrund der Unruhen in Tibet und Xinjiang forderte Hu Jintao eine stärkere Einheit der Volksgruppen.

"Zur Sicherung des Weltfriedens"

China demonstriert seine Macht.

China demonstriert seine Macht.

(Foto: REUTERS)

Die Militärparade mit den fortschrittlichsten Waffensystemen aus chinesischer Produktion demonstriere die Entschlossenheit der Armee, "die Sicherheit und Interessen der Nation sowie den Weltfrieden zu sichern", teilten die Organisatoren mit. Auch sollte der Stolz des Volkes auf die Nation und Armee sowie der Patriotismus gefördert werden. 90 Prozent der Waffensysteme seien nie zuvor gezeigt worden.

Die Truppen hatten monatelang geübt.

Die Truppen hatten monatelang geübt.

(Foto: AP)

Die Interkontinentalraketen "lösten begeisterte Rufe und Applaus" aus, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die Raketen könnten schneller in Stellung gebracht werden, weiter fliegen und besser manövriert werden. Als "scharfe Schwerter" wurden erstmals Marschflugkörper "für Präzisionsschläge gegen den Feind" gezeigt.

"Friedliche Wiedervereinifung" mit Taiwan bekräftigt

Die Schritte mussten genau 75 Zentimeter lang sein.

Die Schritte mussten genau 75 Zentimeter lang sein.

(Foto: REUTERS)

In seine Rede rief Hu Jintao die Truppen auf, ihre militärische Stärke weiter auszubauen. Mit Blick auf das als abtrünnige Provinz betrachtete Taiwan bekräftigte Hu Jintao den Willen zu einer "friedlichen Wiedervereinigung". Die kommunistische Führung droht der demokratischen Inselrepublik gleichwohl mit einem Militärschlag, falls sie sich formell unabhängig erklären sollte. Trotz der Demonstration militärischer Stärke beteuerten die Staatsmedien, China verfolge eine "defensive Militärpolitik".

Die Truppenformationen, die monatelang geübt hatten, marschierten in genau 75 Zentimeter langen Schritten am Platz des Himmlischen Friedens vorbei, wo die kommunistische Führung versammelt war. Neben Hu Jintao hatte der frühere Staats- und Parteichef Jiang Zemin einen seltenen Auftritt.

Protest von Menschenrechtlern

Eine Frau hat die Polizeiabsperrung durchbrochen. Fotografen werden daran gehindert zu fotografieren.

Eine Frau hat die Polizeiabsperrung durchbrochen. Fotografen werden daran gehindert zu fotografieren.

(Foto: AP)

Internationale Menschenrechtsgruppen haben indes scharfe Kritik an dem kommunistischen Regime in China geübt. Im Ausland lebende Vertreter ethnischer Minderheiten wie Tibeter und Uiguren beklagten kulturelle und politische Unterdrückung ihrer Volksgruppen. Angesichts der großen Militärparade und einzigartigen Propagandaschau in Peking stellte die in den USA ansässige Organisation "Human Rights in China" (HRiC) in einer Mitteilung fest: "Das Machtspektakel kann tiefe Unsicherheit nicht verbergen."

Eine Koalition von chinesischen, tibetischen und uigurischen Aktivisten in Großbritannien verurteilte die "tyrannische Herrschaft der Kommunistischen Partei". In den 60 Jahren habe das chinesische Regime "unentschuldbare Verbrechen gegen die Menschlichkeit" begangen. "Zig-Millionen Menschen sind durch politische Verfolgung und Machtmissbrauch ums Leben gekommen." Als nicht demokratisch gewählte Regierung habe Chinas Führung kein Recht, das Land in den Vereinten Nationen zu vertreten.

Quelle: ntv.de, dpa

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