Tiananmen-Massaker China ignoriert Jahrestag
04.06.2009, 11:08 Uhr
Nichts soll an das Massaker erinnern: Der Tiananmen-Platz am 4. Juni 2009.
(Foto: REUTERS)
Am 20. Jahrestag des Massakers auf dem Tiananmen-Platz hat China seine Sicherheitsvorkehrungen und die Internet-Zensur erheblich verschärft. Hunderte Polizisten und Sicherheitsleute überwachen den Platz des Himmlischen Friedens im Zentrum Pekings, der für Besucher geöffnet blieb. Vor zehn Jahren war er vollständig geschlossen worden.
Staatliche Medien ignorierten den Jahrestag des Massakers. Auch von der Bevölkerung in Peking wurde der Jahrestag augenscheinlich nicht begangen. Einem Aufruf von Exil-Dissidenten, als Zeichen der Trauer weiße Kleidung zu tragen, folgte laut dpa niemand.
Auf dem Platz wohnten zahlreiche Menschen einer patriotischen Zeremonie bei, bei der die chinesische Fahne gehisst wurde. Es gab keine Anzeichen von Protesten, viele der Anwesenden schienen sich des besonderen Datums nicht bewusst zu sein. Einige Menschen kamen jedoch, um der Opfer vom 4. Juni 1989 still zu gedenken. Damals hatte die kommunistische Führung Panzer gegen protestierende Studenten und Arbeiter auffahren lassen. Eine offizielle Totenzahl wurde nie bekannt gegeben. Geschätzt wird die Zahl der Toten auf mehrere hundert bis einige tausend Menschen. Die meisten von ihnen starben nicht auf dem Tiananmen-Platz, sondern in anderen Teilen von Peking.
Twitter und Flickr gesperrt
In den zwei Jahrzehnten nach dem Massaker hat China sich dramatisch verändert - statt der von den Studenten geforderten demokratischen gab es wirtschaftliche Freiheiten. Eine Wiederholung von 1989 im heutigen China gilt als äußerst unwahrscheinlich.
Anlässlich des Jahrestages haben die chinesischen Behörden auch Internet-Kommunikationsportale wie Twitter und Flickr gesperrt. Auch der Email-Provider Hotmail war vorübergehend nicht aufrufbar. Internationale Nachrichtendienste im Internet konnten nicht gelesen werden. An den Universitäten in Peking kontrollierten Sicherheitskräfte heute die Eingänge. Zumeist durften nur Studenten die Gebäude betreten.
Clinton empört China
Die Aufforderung von US-Außenministerin Hillary Clinton, die Geheimhaltung um die blutige Niederschlagung der Proteste von 1989 aufzugeben, wurde von der chinesischen Regierung empört zurückgewiesen. Clintons Erklärung enthalte "unbegründete Anklagen gegen die chinesische Regierung", sagte Außenamtssprecher Qin Gang. "Wir geben unsere tiefe Unzufriedenheit zum Ausdruck", fügte er hinzu. Über die Ereignisse vom 4. Juni 1989 gebe es bereits eine Einschätzung seitens der chinesischen Kommunistischen Partei und der Regierung.
Clinton hatte die Volksrepublik am Mittwoch in einer Erklärung aufgefordert, die Namen der vor 20 Jahren Getöteten oder seit der Niederschlagung Vermissten zu veröffentlichen. Damit könne China einen Prozess des "Heilens" nach den blutigen Ereignissen einleiten. Einen ähnlichen Aufruf veröffentlichte der US-Kongress.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts