Manuskripte bleiben in Haft China lässt Bürgerrechtler frei
29.11.2010, 10:26 UhrNach zwölf Jahren in Haft ist Qin Yongmin wieder frei. Der 57-Jährige zählt zu den prominenten Gründern der 1998 verbotenen Demokratischen Partei Chinas. Was er in diesen zwölf Jahren geschrieben hat, behält die Staatsmacht allerdings.

Die Zustände in chinesischen Gefängnissen sind hart.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Nach Ablauf seiner zwölfjährigen Haftstrafe ist der langjährige chinesische Bürgerrechtler Qin Yongmin auf freien Fuß gesetzt worden. Der 57-Jährige zählte zu den prominenten Gründern der 1998 verbotenen Demokratischen Partei Chinas und war wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" verurteilt worden.
Er sei am Morgen aus dem Gefängnis in der zentralchinesischen Stadt Wuhan entlassen worden, berichtete Qing Yongming telefonisch der Nachrichtenagentur dpa in Peking. Weil er seine Schriften mit rund 20 Millionen Schriftzeichen nicht mitnehmen durfte, habe er protestiert und sich geweigert, das Gefängnis zu verlassen.
Mehrere Polizisten hätten ihn daraufhin zwangsweise auf eine Wache gebracht. "Ich wurde nicht freigelassen, sondern aus dem Gefängnis entführt", sagte Qin, der später von seiner Familie an der Wache abgeholt wurde. Der Bürgerrechtler kündigte an, seinen Kampf für Demokratie fortsetzen zu wollen. "Ich bin schon dabei."
Grausame Jahre
"Für die Vorkämpfer von Demokratie und Menschenrechte ist China nur ein großes Gefängnis", klagte der Bürgerrechtler. "Ich wurde aus der Haft in ein anderes großes Gefängnis entlassen."
In Haft sei er schlecht behandelt und als politischer Gefangener besonders verfolgt worden. "Es war grausam." Seine Augen seien sehr schlecht, nachdem er in Haft zwölf Jahre lang Bücher geschrieben habe, berichtete der 57-Jährige. "Ich kann fast nichts sehen." Auch leide er unter Bluthochdruck. Nach der Entlassung habe ihm die Polizei auf der Wache strenge Auflagen gemacht. Unter anderem dürfe er ausländischen Medien keine Interviews geben, habe es geheißen.
Seit der Demokratiebewegung Ende der 70er Jahre hat er wiederholt in Haft gesessen. Qin gründete 1998 neben den beiden Bürgerrechtlern Xu Wenli und Wang Youcai die Demokratische Partei Chinas. Seine Mitstreiter wurden zu 13 und 11 Jahren Haft verurteilt, aber auf internationalen Druck vorzeitig entlassen und ins Exil geschickt.
Quelle: ntv.de, dpa