Politik

Aufrufe zu "Jasmin-Protesten" China sperrt Bürgerrechtler ein

Ni Yulan und Dong Jiqin setzten sich gegen Zwangsenteignungen ein und wollten eine Protestbewegung in China in Gang bringen.

Ni Yulan und Dong Jiqin setzten sich gegen Zwangsenteignungen ein und wollten eine Protestbewegung in China in Gang bringen.

(Foto: dpa)

Sich gegen das Regime zu wenden, ist für Chinesen eine heikle Angelegenheit. Das müssen nun erneut die Bürgerrechtler Ni Yulan und Dong Jigin am eigenen Leib erfahren. Weil sie zu "Jasmin-Protesten" nach arabischem Vorbild aufriefen, wandern sie nun für Monate ins Gefängnis.

Die bekannte chinesische Bürgerrechtlerin Ni Yulan ist zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden. Ihr Ehemann Dong Jiqin erhielt zwei Jahre Haft. Das Xicheng Volksgericht in Peking verurteilte das Ehepaar wegen "Unruhestiftung und der Zerstörung fremden Eigentums", wie ein Sprecher mitteilte.

Ni Yulan gehört zu einer Reihe von Aktivisten, die vor einem Jahr nach Internet-Aufrufen zu "Jasmin-Protesten" nach arabischem Vorbild in China festgenommen worden waren. Mit Klagen gegen Zwangsräumungen vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking hatte sich Ni Yulan einen Namen gemacht. Sie saß schon zweimal jeweils zwei Jahre im Gefängnis. Durch Schläge in der Haft ist Ni Yulan nach ihren Angaben so schwer verletzt worden, dass sie heute meist auf den Rollstuhl angewiesen ist.

In dem Urteil wurde Ni Yulan auch vorgeworfen, noch als Anwältin aufgetreten zu sein, obwohl ihr längst die Lizenz entzogen worden war. Deswegen erhielt sie eine höhere Strafe als ihr Mann. Ihre Tochter, die an der Urteilsverkündung teilnehmen durfte, kündigte nach einem nur kurzen Gespräch mit ihrem Vater an, dass sie gegen das Urteil Berufung einlegen wollten.

Demonstranten werden abgeführt

Wie schon beim kurzen Prozess im Dezember fällte das Gericht nun auch das Strafmaß hinter verschlossenen Türen. Ein Dutzend Diplomaten, unter anderem aus Deutschland, den USA, Österreich, und ein EU-Vertreter versuchten vergeblich, an der Urteilsverkündung teilzunehmen.

Um das streng abgeriegelte Gericht kam es zu Zwischenfällen. Mehr als ein Dutzend Menschen wurden laut Augenzeugen festgenommen. Ein ungewöhnlich starkes Aufgebot von Sicherheitskräften in Uniform und Zivil war mobilisiert worden. Einige gingen auch handgreiflich gegen Unterstützer der Aktivistin vor.

Vor dem Gericht führte die Polizei rund zehn Frauen ab und steckte sie in einen bereitstehenden Linienbus. "Die Polizei hält uns fest", riefen die Frauen laut und reckten sich aus dem Fenster. Als Diplomaten zu ihnen gehen wollten, wurden die Frauen von Polizisten "brutal in den Bus gezogen", wie ein Diplomat schilderte. Der Bus transportierte die Frauen dann ab.

EU-Diplomaten "zutiefst besorgt"

Es kam zu einem weiteren Zwischenfall, als ein Mann den Diplomaten eine Petition übergeben wollte. Sofort stürzte sich ein Zivilpolizist auf ihn und riss ihm das Papier aus der Hand. Unter lauten Protestrufen der Diplomaten kam es zu einem heftigen Gerangel. Polizisten führten den Bittsteller schließlich ab.

"Das Urteil ist absolut unfair", sagte die Tochter der beiden Verurteilten, Dong Xuan. Sie sorgte sich um die Gesundheit ihrer Eltern. Beide seien abgemagert, ihre Mutter habe sehr schwach gewirkt. Sie habe nur mit ihrem Vater kurz sprechen können, berichtete die junge Frau weiter. "Er sagte mir, ihm gehe es gut".

In einer verlesenen gemeinsamen Stellungnahme im Namen der Europäischen Union äußerten sich die EU-Diplomaten "zutiefst besorgt" über die Urteile und den schlechten Gesundheitszustand der gehbehinderten 51-Jährigen. "Das ist schon eine ziemlich heftige Strafe", sagte ein europäischer Diplomat.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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