Politik

Lebt Jiang oder lebt er nicht? China weist "pure Gerüchte" zurück

Sein Fehlen bei den Feierlichkeiten zum 90. Jahrestag der Gründung der KP China löst eine Welle von Spekulationen aus: Ist der 84 Jahre alte Jiang Zemin krank oder gar schon tot? Internet-Suchanfragen sind blockiert. Der Hongkonger Fernsehsender ATV, der den Tod Jiangs meldete, entschuldigt sich.

Jiang Zemins Tod hätte die lang geplanten und exakt inszenierten Feiern zum 90. Jahrestag der Partei massiv gestört.

Jiang Zemins Tod hätte die lang geplanten und exakt inszenierten Feiern zum 90. Jahrestag der Partei massiv gestört.

(Foto: REUTERS)

Offenbar falsche Medienberichte über den angeblichen Tod des früheren chinesischen Staats- und Parteichefs Jiang Zemin haben für erhebliches Aufsehen gesorgt. Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua wies die entsprechenden Berichte als "pure Gerüchte" zurück, an denen nichts dran sei. Die Meldung bestand nur aus einem Satz. Es gab keine Hinweise auf den Gesundheitszustand des 84-Jährigen. Der Hongkonger Fernsehsender ATV, der Jiangs "Tod durch Krankheit" am Mittwochabend vermeldet hatte, zog die Meldung später zurück.

Xinhua bezog sich beim Dementi eines Todes Jiangs auf "sichere Quellen". Jiang befindet sich nach Informationen mehrerer mit der Angelegenheit vertrauter Personen jedoch in schlechter Gesundheit, wie die Nachrichtenagentur Reuters meldete. Demnach wird er in einem Militärkrankenhaus in Peking intensiv betreut.

Der 84-jährige Jiang hatte nicht an den Feierlichkeiten zum 90. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas am 1. Juli teilgenommen und damit Spekulationen über seinen Gesundheitszustand ausgelöst. Sein Fehlen war umso auffälliger, als andere ranghohe frühere Politiker wie die früheren Ministerpräsidenten Li Peng und Zhu Rongji an den Feiern teilnahmen.

Internet-Plattformen blockiert

Seit Mittwoch waren Suchanfragen zum Namen Jiang Zemin sowie nach Begriffen wie "Herzinfarkt" oder "Beileid" auf der chinesischen Kommunikationsplattform Weibo blockiert. Eine Suche mit den Worten "Jiang Zemin ist tot" in der in China am meisten genutzten Suchmaschine Baidu ergab kein Ergebnis. Da der Nachname Jiang mit "Fluss" übersetzt wird, war selbst der Jangtse-Strom, der auf Chinesisch "Changjiang" (Langer Fluss) heißt, zumindest zeitweise nicht mehr zu finden: "Entsprechend betreffender Gesetze, Vorschriften und Politik können die Ergebnisse dieser Suche nicht dargestellt werden." Seitenweise Kommentare von Nutzern über die Gerüchte wurden gelöscht. China zensiert regelmäßig Online-Inhalte, die es für politisch sensibel hält. Dazu gehört auch die Gesundheit von Spitzenpolitikern, die als Staatsgeheimnis angesehen wird.

Laut einer auf Weibo veröffentlichten Mitteilung untersagten die chinesischen Behörden Medienberichte über den angeblichen Tod Jiangs. Medien dürften keine eigenen Artikel zum Thema schreiben, sondern müssten die Nachrichten der Agentur Xinhua übernehmen, hieß es. Die Echtheit der Mitteilung konnte zunächst nicht überprüft werden, ihr Inhalt entspricht aber einer Gepflogenheit der Behörden des Landes.

TV-Sender entschuldigt sich

Der Hongkonger Fernsehsender ATV entschuldigte sich am Donnerstag dafür, den Tod Jiangs "fälschlicherweise" gemeldet zu haben. "Wir bitten unsere Zuschauer, Jiang Zemin und seine Familie um Entschuldigung." Neben ATV hatte auch die japanische Tageszeitung "Sankei Shimbun" in ihrer Donnerstagsausgabe unter Berufung auf "eine mit den japanisch-chinesischen Beziehungen vertraute Quelle" berichtet, Jiang sei in Peking gestorben.

Jiang war nach der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Tiananmen-Platz in Peking 1989 zum mächtigsten Mann des Landes aufgestiegen. 2002 gab er den Posten des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei auf, ein Jahr später das Amt des Staatschefs. 2004 gab er sein letztes Amt auf, die Präsidentschaft der mächtigen Militärkommission des Landes. Zum letzten Mal trat er vor zwei Jahren öffentlich auf.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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