Politik

"Fehler in der Tibet-Frage" China will Kotau von Paris

Aus Protest gegen das Treffen von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy mit dem Dalai Lama hat die chinesische Regierung den französischen Botschafter in Peking einbestellt. Dem Diplomaten sei eine scharfe Rüge übermittelt worden, teilte das chinesische Außenministerium mit. Vize-Außenminister He Yafei sagte dem staatlichen Fernsehsender CCTV, Frankreich müsse konkrete Schritte unternehmen, um seine Fehler in der Tibet-Frage gutzumachen. Zugleich appellierte er an die Regierung in Paris, die berechtigten Interessen seines Landes hinreichend zu berücksichtigen. Der chinesische Außenamtssprecher Liu Jianchao warf Sarkozy vor, den Beziehungen zwischen beiden Staaten schweren Schaden zugefügt zu haben. China sei nicht bereit, dieser Entwicklung tatenlos zuzusehen.

Sarkozy hatte am Samstag ungeachtet chinesischer Proteste das im Exil lebende geistliche Oberhaupt der Tibeter im polnischen Danzig getroffen. Europa teile die Sorge des Dalai Lama über die Situation in Tibet, erklärte der derzeitige EU-Ratspräsident nach der rund halbstündigen Begegnung. Zugleich betonte er, Tibet als Teil Chinas zu betrachten. "Ich habe ihm gesagt, welch große Bedeutung ich dem Dialog zwischen dem Dalai Lama und den chinesischen Behörden beimesse", sagte Sarkozy.

Mit Blick auf die Folgen des Treffens für das Verhältnis zu China sagte der Präsident: "Man sollte die Dinge nicht dramatisieren." China und Europa bräuchten einander und hätten eine Pflicht zur Zusammenarbeit. Die Regierung in Peking hatte das Treffen am Rande von Klimaverhandlungen der Europäischen Union und der Vereinten Nationen in Polen bereits im Vorfeld scharf verurteilt und aus Protest einen lange geplanten EU-China-Gipfel platzen lassen. China wirft dem Dalai Lama wegen dessen Forderung nach Autonomie für die Tibeter Separatismus vor.

In Frankreich wurde die Bedeutung des Treffens heruntergespielt. Schließlich habe Sarkozys Amtsvorgänger Jacques Chirac den Dalai Lama 1998 sogar im Elyse empfangen, bemerkte die Sonntagszeitung "Journal du Dimanche". US-Präsident George W. Bush und Bundeskanzlerin Angela Merkel seien ebenfalls mit ihm zusammengetroffen. Dass China so heftig reagiere, liege auch an Sarkozys Art, das Treffen ohne Absprache öffentlich angekündigt zu haben, meint der französische China-Experte Jean-Luc Domenach. "Sarkozy hat mit Blick auf China keine klare politische Linie, das missfällt in China", fügte er hinzu.

Quelle: ntv.de

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