Politik

Wirtschaft soll sich umorientieren Chinas Städte mauern beim Umweltschutz

Die Menschen müssen ihre Atemwege vor dem Smog schützen - manchen haben dafür nicht mehr als ein Taschentuch.

Die Menschen müssen ihre Atemwege vor dem Smog schützen - manchen haben dafür nicht mehr als ein Taschentuch.

(Foto: dpa)

China läutet einen Kampf für Umweltschutz ein. Denn die Bilanz ist katastrophal: Smog macht die Luft in einigen Großstädten lebensgefährlich, viele Gewässer sind vergiftet. Und die meisten Städte scheren sich nicht darum.

Chinas Städte hinken bei der Bekämpfung der extremen Umweltverschmutzung massiv hinterher. Von 74 überprüften Orten hätten gerade einmal drei im vergangenen Jahr die von der Regierung vorgegeben Standards erfüllt, sagte der stellvertretende Umweltminister Wu Xiaoqing. Die Probleme ließen sich nur lösen, wenn China seine Wirtschaft anders als bisher entwickle. Die Verschmutzung sei der Preis für den Wachstumskurs. "Und dieser Preis ist hoch, er ist gewaltig", räumte Wu ein. Er kündigte an, dass die Einhaltung der Umweltschutz-Gesetze strenger kontrolliert und die Gesetze selbst verschärft würden. Das solle Verstöße teurer machen und sicherstellen, dass die Verursacher auch zahlen müssten.

Die Umweltverschmutzung wird für China zu einem immer größeren Problem, das die Wirtschaft belastet und für zunehmende Unruhe in der Bevölkerung sorgt. Viele Menschen leiden unter immer wieder auftretenden gesundheitsgefährdenden Smog in Industriezentren wie Peking und Produktionsmetropolen wie Shanghai. Auch müssen Fabriken deshalb immer wieder vorübergehend ihre Produktion drosseln. Ministerpräsident Li Keqiang hatte am Mittwoch auf dem jährlichen Volkskongress "einen Krieg gegen die Verschmutzung" ausgerufen. Ziel sei eine grünere Wirtschaft, die mehr vom privaten Konsum getragen werde.

"Rote Ampel der Natur"

Die Umweltverschmutzung hat dramatische Ausmaße angenommen. Die extreme Schadstoffbelastung mache die chinesische Hauptstadt "fast unbewohnbar für menschliche Wesen", stellte die renommierte Akademie der Sozialwissenschaften in Shanghai im Februar in einer Studie fest. Laut den jüngsten Zahlen des Umweltministeriums ist rund die Hälfte von Chinas Seen verschmutzt, und große Landflächen sind zu verseucht für Landwirtschaft.

"Es ist die rote Ampel der Natur, die vor einer ineffizienten und blinden Entwicklung warnt", räumte Li mit ernster Miene vor den Abgeordneten ein. Die Kapazität von veralteten Stahlfabriken soll um 27 Millionen Tonnen sowie die Zementproduktion um 42 Millionen Tonnen gesenkt werden, kündigte der Premier für dieses Jahr an. Darüber hinaus sollen 50.000 kleine Kohleöfen geschlossen werden. "Es ist ein langwieriger Krieg", sagte anschließend Umweltminister Zhou Shengxian. "Wir müssen Geduld haben."

Bislang sind Investitionen der Hauptmotor des Aufschwungs in der Volksrepublik. Jetzt sollen unter anderem ineffiziente Fabriken geschlossen werden, eine Umweltschutz-Steuer eingeführt und die Produktion der Stahl- und Zementindustrie verringert werden, die in hohem Maße für die starke Luftverschmutzung mitverantwortlich ist.

Quelle: ntv.de, sba/rts/dpa

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