Antrag auf Bewährung Chodorkowski bittet um Gnade
16.07.2008, 18:56 UhrDer seit fast fünf Jahren inhaftierte russische Unternehmer Michail Chodorkowski hat die Justiz seines Landes um vorzeitige Entlassung auf Bewährung gebeten. Ein entsprechendes Gesuch des einstigen Ölmagnaten reichten dessen Anwälte bei einem Gericht im fernöstlichen Verwaltungsgebiet Tschita ein, wo Chodorkowski eine achtjährige Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung und Betrugs absitzt. Die Hälfte seiner Strafe hat der 45-Jährige bereits verbüßt.
Unterstützung erhielt der Ex-Yukos-Chef aus Deutschland. Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Klaus Mangold, rief den neuen Staatspräsidenten Dmitri Medwedew auf, ein Signal zu setzen: "Ich wünsche mir eine Haftverschonung oder zumindest bessere Haftbedingungen für Chodorkowski", sagte der Russland-Experte. "Das hätte auch Signalwirkung für mehr Rechtssicherheit in Russland."
Medwedew hatte bei einem Besuch in Berlin Anfang Juni gesagt, Chodorkowski habe wie jeder andere russische Bürger auch das Recht, eine vorzeitige Haftentlassung zu beantragen. Im Westen wird der Umgang mit Chodorkowski, der sich selbst als Opfer von Machenschaften des Kremls sieht, als Maßstab für die demokratischen Ambitionen Medwedews betrachtet.
In Russland ist umstritten, ob ein Schuldeingeständnis des Häftlings Voraussetzung für eine vorzeitige Haftentlassung ist. Chodorkowski hat bis zuletzt jegliche Schuld bestritten. Er war 2003 verhaftet und 2005 verurteilt worden. Vor zwei Wochen leitete die Justiz ein neues Strafverfahren gegen den einstigen Eigentümer des mittlerweile zerschlagenen Ölkonzerns Yukos ein. Ihm werden nun auch noch Unterschlagung und Geldwäsche von über 18 Milliarden Euro zur Last gelegt.
Quelle: ntv.de