Politik

Prozess gegen Pussy Riot Chodorkowski sieht "Schande"

Die Polizei führt Nadeschda Tolokonnikowa ins Gericht.

Die Polizei führt Nadeschda Tolokonnikowa ins Gericht.

(Foto: dpa)

Das nächste Machtspiel in Russland geht weiter, der Prozess gegen die Punkband Pussy Riot wird zum Vehikel für Kritik am System. Die inhaftierte Ex-Milliardär Chodorkowski kritisiert das Verfahren, die Verteidung sagt, der staatliche Gutachter sei befangen. Die Richterin sieht das anders.

Der inhaftierte Kremlgegner Michail Chodorkowski hat den Prozess gegen die Moskauer Skandalband Pussy Riot als "Schande" für Russland kritisiert. Die drei wegen Rowdytums angeklagten Frauen würden erniedrigt und mit langen Sitzungen ohne angemessene Pausen und Mahlzeiten gequält, schrieb der frühere Ölmilliardär für seine Internetseite.

Zu Beginn des sechsten Prozesstages warf die Verteidigung dem Gericht erneut Willkür vor, weil nur 3 von 17 Entlastungszeugen zugelassen worden seien. Den seit März inhaftierten Künstlerinnen drohen nach ihrem Protest gegen Kremlchef Wladimir Putin in einer Kirche sieben Jahre Straflager.

"Kein ehrliches Verfahren"

Maria Aljochina (24), Nadeschda Tolokonnikowa (22) und Jekaterina Samuzewitsch (29) sind nach einem "Punkgebet" gegen Putin und Patriarch Kirill in der wichtigsten russischen Kathedrale wegen Rowdytums aus religiösem Hass angeklagt. Sie wiesen bei neuen Vernehmungen vor dem Chamowniki-Gericht die Vorwürfe als absurd und unrechtmäßig zurück. Sie hätten die Gefühle russisch-orthodoxer Christen mit dem politischen Protest nicht verletzen wollen.

"Für uns gibt es kein ehrliches und unabhängiges Gerichtsverfahren mehr und keine Möglichkeit, uns selbst zu verteidigen und die Menschen vor Gesetzlosigkeit zu schützen", schrieb Russlands bekanntester Häftling Chodorkowski. Der 49-Jährige warf der "korrupten Justiz" vor, den Interessen der Machthaber und Reichen zu dienen.

Beweise für Befangenheit?

Auch die Verteidigung der drei Punkrockerinnen kritisierte erneut die Härte des Verfahrens. Verteidiger Mark Fejgin warf dem Gutachter Igor Ponkin vor, im staatlichen Auftrag und voreingenommen ein belastendes Dokument zum schrillen Auftritt der Band verfasst zu haben. Es gebe Beweise, dass Ponkin mit dem Nebenkläger-Anwalt Michail Kusnezow in Verbindung stehe. So habe Kusnezow die Doktorarbeit Ponkins betreut, sagte Fejgin. Zudem hätten beide ein umstrittenes Buch über Homosexualität geschrieben.

Richterin Marina Syrowa lehnte es jedoch ab, Ponkin als Gutachter und Zeuge von dem Prozess abzuziehen. Anders als Fejgin sah sie keine Verbindung zwischen ihm und dem Anwalt der Belastungszeugen. Beobachter erwarten, dass Syrowa noch in dieser Woche das Urteil spricht. Sie hatte die Untersuchungshaft bis Januar 2013 angesetzt. Ein Unterstützer der Band erhielt unterdessen fünf Tage Arrest, nachdem er die Freilassung von Pussy Riot gefordert hatte.

Quelle: ntv.de, dpa

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