Griechen reagieren radikal auf Krise Chrysi-Avgi-Horden legen zu
06.09.2012, 13:36 Uhr
Nikolaos Michaloliakos und seine Chrysi Avgi gewinnen an Zustimmung.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wären heute in Griechenland Wahlen, würde die rechtsradikale Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) drittstärkste Kraft im Land werden. Die ausländerfeindlichen Parolen finden in dem wirtschaftlich gebeutelten Land immer mehr Anhänger. Die Arbeitslosenquote ist im Juni mit 24,4 Prozent auf Rekordhoch.
Die schwere Wirtschaftskrise in Griechenland radikalisiert die Gesellschaft offensichtlich weiter. Knapp zwei Monate nach den Parlamentswahlen erreichen die Rechtsextremisten der "Goldenen Morgenröte" (Chrysi Avgi) erstmals eine zweistellige Prozentzahl in der Gunst der Wähler. Sie wären mit 10,5 (Wahlen am 17. Juni: 6,9) Prozent drittstärkste Kraft. Dies ist das wichtigste Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pulse RC, die die Athener Wochenzeitung "To Pontiki" veröffentlichte.
Die drei Parteien, die die Koalitionsregierung unter Regierungschef Antonis Samaras bilden, haben den Angaben zufolge noch die Mehrheit. Samaras' konservative Nea Dimokratia (ND) käme auf 25 Prozent (17. Juni: 29,7). Die sozialistische Pasok müsste mit 8 Prozent (17. Juni: 12,3) weitere Verluste hinnehmen.
Auch die dritte Koalitionspartei, die Demokratische Linke (Dimar), verliert. Sie kommt laut Umfrage auf 4 Prozent (17. Juni: 6,3). Einbußen verzeichne auch die zweitgrößte Partei, das oppositionelle Bündnis der radikalen Linken (Syriza). Von 26,9 Prozent Zustimmung bei den letzten Wahlen habe sich das Bündnis auf 24 Prozent verschlechtert.
Dramatische Lage auf dem Arbeitsmarkt
Die Arbeitslosigkeit stieg in Griechenland im Juni auf ein Rekordhoch. Die Arbeitslosenquote erreichte 24,4 Prozent - nach 23,5 Prozent im Mai, wie das griechische Statistikamt (Elstat) mitteilte. In Griechenland sind nach den Angaben 1.216.000 Menschen ohne Job - 358.000 mehr als im Juni 2011. Dramatisch ist die Lage vor allem für Arbeit suchenden Menschen bis zum Alter von 24 Jahren. Die Arbeitslosenquote hat laut Elstat 55 (Juni 2011: 44,4) Prozent betragen.
Arbeitslose erhalten in Griechenland nur ein Jahr lang Unterstützung. Die zwei größten Gewerkschaftsverbände des privaten und des staatlichen Bereichs (GSEE und ADEDY) warnten erneut vor sozialen Unruhen.
In Athen haben Polizisten gegen wegen der Finanzkrise geplante Gehaltskürzungen protestiert. Vor einer geplanten Großkundgebung blockierten Gewerkschaftsvertreter und uniformierte Beamte den Eingang zum Hauptquartier der Bereitschaftspolizei.
Die Troika aus EU, IWF und EZB will am 8. Oktober einen Bericht über den Stand der Umsetzung der Reformen in Griechenland erstatten.
Quelle: ntv.de, wne/AFP/dpa