Wenig Engagement gegen Terror Clinton kritisiert Pakistan
29.10.2009, 17:25 Uhr"Ich finde es schwer zu glauben, dass niemand in Ihrer Regierung weiß, wo sie (die Al-Kaida-Chefs) sich befinden und sie nicht zu fassen sind, wenn man es wirklich will", sagte Clinton zu einer Gruppe von Journalisten in der pakistanischen Stadt Lahore.
Sie habe ein offenes Ohr für Kritik der pakistanischen Regierung an der US-Politik in der Region. Die Beziehungen beider Länder dürften aber keine Einbahnstraße sein. Auch Pakistan müsse sich Kritik der US-Regierung gefallen lassen und darauf reagieren, forderte Clinton. Das Versteck von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden wird im zerklüfteten Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan vermutet.
"Das ist aber nicht allein Ihr Kampf"

Clinton will auch noch die pakistanischen Armee- und Sicherheitschefs treffen.
(Foto: REUTERS)
Allerdings sagte Clinton Pakistan auch Rückendeckung für den Kampf gegen Aufständische zu. "Sie stehen an der Front, aber wir stehen an Ihrer Seite", sagte Clinton. In einer Fragestunde mit Studenten rief sie zu einer neuen Ära in den Beziehungen zwischen Islamabad und Washington auf. Der "entsetzliche Anschlag" in Peshawar im Nordwesten des Landes lasse keinen Zweifel daran, dass sich Pakistan derzeit mitten in einem Kampf gegen Extremisten befinde, sagte Clinton. "Das ist aber nicht allein Ihr Kampf", ergänzte sie.
Clinton war am Mittwoch in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad eingetroffen. Kurz nach ihrer Ankunft ereignete sich einer der schwersten Anschlägen in Pakistan seit Jahren: Auf einem belebten Markt in Peshawar riss eine große Autobombe mehr als hundert Menschen in den Tod. Im weiteren Tagesverlauf wollte sich die US-Außenministerin mit den pakistanischen Armee- und Sicherheitschefs treffen, um über die Militäroffensive des Landes gegen Extremisten in Süd-Waziristan und den US-geführten Kampf gegen militante Taliban im angrenzenden Afghanistan zu beraten.
"Neues Kapitel" in den Beziehungen
Bei einer Debatte mit ausgewählten Studenten warb sie für ein "neues Kapitel" in den Beziehungen beider Länder und gestand Fehler in der Pakistan-Politik ihres Landes ein. Applaus erhielt Clinton, als sie zum früheren US-Präsidenten George W. Bush auf Distanz ging. Pakistan ist in der Region der wichtigste Verbündete der USA im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban und das Terrornetzwerk Al Kaida. Allerdings empören US-Drohnenangriffe gegen Taliban-Stellungen in den pakistanischen Stammesgebieten immer wieder die Regierung in Islamabad.
Clinton sagte Pakistan weitere Hilfszahlungen zu. Demnach soll das Land neben 125 Millionen Dollar für die Verbesserung der Versorgung mit Elektrizität und 85 Millionen für den Kampf gegen die Armut 45 weitere Millionen an Bildungshilfen erhalten. Zudem sicherte die US-Außenministerin mehr als 100 Millionen Dollar für die Polizei an der Grenze zu Afghanistan zu. Das Grenzgebiet gilt als Rückzugsort für Rebellen der radikalislamischen Taliban und des Terrornetzwerks Al Kaida.
Regierung zunehmend unter Druck
Vor dem Besuch Clintons hatte die US-Regierung bereits angekündigt, ihre Hilfen für das instabile Land auf rund sieben Milliarden Dollar über die nächsten fünf Jahre zu erhöhen. Im Gegenzug muss Pakistan gegen militante Gruppen vorgehen, die Kontrolle der zivilen Regierung über das Militär sicherstellen und bei der Abrüstung von Atomwaffen kooperieren.
Die pakistanische Regierung gerät im Kampf gegen die Islamisten jedoch zunehmend unter Druck, die anti-amerikanische Stimmung im Land wächst. Seit die pakistanische Armee in Süd-Waziristan an der Grenze zu Afghanistan eine Offensive gegen die Hochburgen der Taliban gestartet hat, ist das Land aus Furcht vor Vergeltungsschlägen im Alarmzustand.
Quelle: ntv.de, rts