Politik

Interview mit Monika Knoche "Clintons Frauenbild gefällt mir nicht"

Unter den Wählern in Deutschland hätte Barack Obama seine Mehrheit sicher. Aber wäre Obama auch aus europäischer oder deutscher Perspektive der bessere Präsident? Fragen an die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Monika Knoche.

n-tv.de: Frau Knoche, wen hielten Sie für den besseren US-Präsidenten - Clinton, Obama oder McCain?

Monika Knoche: Aus meiner Perspektive als Linke in Deutschland, die in den USA gern politische Kontakte pflegt, habe ich - obwohl ich Feministin bin - mehr Sympathien für Obama als für Frau Clinton.

Es gibt die Einschätzung, dass ein Präsident Obama die Bundesregierung unter Druck setzen würde, sich stärker in Afghanistan zu engagieren.

In den USA wird der Afghanistan-Krieg wegen des Traumas des 11. September als der "gute", der "richtige" Krieg angesehen. Eine antimilitaristische Bewegung ist nur mit Blick auf den Irak-Krieg zu erkennen. Wir als Linke verlangen den Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan und halten die gesamte Nato-Präsenz in Zentralasien für falsch. In dieser Hinsicht stimme ich also mit keinem der Kandidaten überein. Aber Sie haben Recht, man muss damit rechnen, dass die USA 2009, beim Nato-Gipfel in Deutschland und Frankreich, ein massiveres militärisches Engagement der Deutschen fordern werden - egal, wer Präsident wird.

Wäre ein Präsident McCain hier vielleicht zurückhaltender?

Im Irak vertritt McCain eine Logik des "mehr hilft mehr". Dies würde er als Präsident zweifellos auch auf Afghanistan anwenden. Der Slogan auf dem Nato-Gipfel wird sein: Wir dürfen nicht scheitern. Schließlich will die Nato in Zentralasien, dieser geopolitisch wichtigen und rohstoffreichen Region, weiter präsent sein. Ich glaube nicht, dass Sympathie oder Antipathie der Kanzlerin mit McCain da noch irgendeinen Einfluss haben wird. Wohl aber wird Frau Merkel, wie unter Bush auch, unter McCain keine unmittelbare, sondern weiterhin mittelbare Unterstützung im Irak-Krieg geben.

Sie sagten, Sie haben mehr Sympathien für Obama, obwohl Sie Feministin sind. Warum?

Frau Clinton stellt sich als toughe, verlässliche, sehr arbeitsame, aber auch etwas zerknirschte und wenig lebensfrohe Politikerin dar. Damit repräsentiert sie sehr stark das bürgerliche Frauenbild - was sie ja auch unter Beweis gestellt hat, als sie konform ging und für den Irak-Krieg gestimmt hat. Diese Position als Frau in der Politik gefällt mir gar nicht. Zum anderen verortet sie sich sehr konservativ, weil sie ihre Wahlchancen im unentschiedenen Mittelfeld vergrößert, wenn sie sich nicht links positioniert. Ich kann mir von Frau Clinton auch nicht vorstellen, dass sie einen wirklichen Impuls zur Lösung der Nahost-Frage geben wird, weil sie an ihrer einseitigen pro-israelischen Positionierung festhalten wird. Und auch sie droht dem Iran mit Krieg.

Würden Sie sagen, dass Obama ein Linker ist?

Nein. Er ist nur smarter. Auch er wird an dem Großmachtanspruch der USA in der Welt keine Zweifel lassen.

Mit Monika Knoche sprach Hubertus Volmer

Quelle: ntv.de

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