Bombenattrappe in Namibia Copello: Das war ein Versehen
21.11.2010, 17:01 UhrDie Bombenattrappe von Namibia bleibt voller Rätsel: Am Samstag vermeldet die einheimische Polizei eine Festnahme und spricht von einem Durchbruch bei den Ermittlungen. Der Chef der hiesigen Flughafenpolizei werde verdächtigt, den "Realtest-Koffer" in Umlauf gebracht zu haben. In welchem Auftrag er handelte, bleibt jedoch ungewiss. Der Hersteller des Koffers bezweifelt, dass es ein überhaupt ein Motiv gab.
Wenige Tage nach dem Fund einer vermeintlichen Kofferbombe mit Zielort Deutschland ist in Namibia der Chef der Flughafensicherheitspolizei festgenommen worden. Offenbar habe der Beamte die Bombenattrappe auf eigene Faust in Umlauf gebracht, sagte Namibias Polizeichef Sebastian Ndeitunga am Samstag. Nach dem Fund des verdächtigen Gepäckstücks war ein Air-Berlin-Flieger vorsichtshalber untersucht worden.
Ein hochrangiger Beamter der Flughafenpolizei sei am Freitag überprüft und danach festgenommen worden, sagte der namibische Polizeichef Ndeitunga bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Windhuk. Der Beamte, der bereits seit mindestens fünf Jahren bei der Flughafenpolizei arbeite, werde am Montag einem Richter vorgeführt. Er soll die Bombenattrappe auf eigene Faust in Umlauf gebracht haben, es handele sich nicht um eine Polizeiaktion. "Wir wissen noch nicht, ob der Polizeibeamte allein handelte oder mit anderen Personen", sagte Ndeitunga.
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums teilte in Berlin unter Berufung auf die namibischen Sicherheitsbehörden mit, bei dem Festgenommenen handele es sich um den Leiter der Flughafensicherheitspolizei in Windhuk, der den sogenannten Realtestkoffer auf das Gepäckbeförderungsband gelegt haben soll. Der Beamte sei "zwischenzeitlich geständig", die Motive seien aber noch unklar.
"Ganz einfach nur ein Fehler"
Der US-Hersteller des Koffers äußerte unterdessen die Vermutung, dass die Attrappe von einem Sicherheitsmitarbeiter lediglich versehentlich aufgegeben worden sei. "Ich glaube nicht, dass es darum ging, Afrika oder Air Berlin zu testen", sagte Larry Copello, dessen Firma in Kalifornien die Bombenattrappe vor vier bis fünf Jahren hergestellt hatte, am Samstag. "Ich glaube, dass jemand ganz einfach einen Fehler gemacht hat."

Auch auf den Bahnhöfen wird jedes herrenlose Gepäckstück kritisch unter die Lupe genommen.
(Foto: dpa)
Das verdächtige Gepäckstück, eine in Plastik gewickelte Laptoptasche mit Kabeln und einer Zeitschaltuhr in ihrem Inneren, war am Mittwoch entdeckt worden. Air Berlin äußerte sich verwundert über die Umstände des mutmaßlichen Bombenattrappen-Tests. Ein derartiges Vorgehen sei "sehr ungewöhnlich", sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft der "Frankfurter Rundschau". So sei für Air Berlin bis zum Freitag völlig unklar gewesen, ob es sich um einen realen Anschlagsversuch oder um einen Test gehandelt habe und wer der Urheber gewesen sei. Die Aktion habe erhebliche Unregelmäßigkeiten im Betrieb der Fluggesellschaft verursacht.
Nach Informationen der "Frankfurter Rundschau" herrscht in Unternehmenskreisen zudem Unverständnis über das Verhalten des Bundeskriminalamtes (BKA). Das BKA habe am Donnerstag mit einer Meldung über "ein sicherheitsrelevantes Ereignis im internationalen Luftverkehr" Befürchtungen genährt, es sei ein Anschlag auf die Air-Berlin-Maschine geplant gewesen und hatte von einer "Verladung des Gepäcks in einen Airbus der Fluggesellschaft LTU/Air Berlin" gesprochen. "Das Gepäckstück hatte keine Identifikation, war nicht für uns bestimmt und sollte nicht in unsere Maschine verladen werden", sagte die Air-Berlin-Sprecherin.
Quelle: ntv.de, AFP