Wieder Streit um Mindestlohn DIHK fordert höhere Altersgrenze
18.03.2014, 04:55 Uhr
Mit einem Berufsabschluss findet man deutlich leichter eine Arbeit.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wieder einmal erhitzt der Mindestlohn die Gemüter. Die Frage ist nun: Ab welchem Alter soll er gezahlt werden? Der DIHK und Bundesbildungsministerin Wanka plädieren für eine Heraufsetzung der Altersgrenze - um den jungen Erwachsenen zu helfen.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordert eine Einführung des Mindestlohnes erst für Beschäftigte über 25 Jahren. Der Mindestlohn dürfe nicht an junge Erwachsene unter 25 Jahren gezahlt werden, "alles andere gefährdet die Ausbildung und würde jungen Erwachsenen mittelfristig ihre Zukunftschancen verbauen", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der "Bild"-Zeitung. Die bislang vorgeschlagene Altersgrenze von 18 Jahren sei viel zu niedrig. Im Durchschnitt seien Azubis zu Beginn ihrer Leute heute 20 Jahre alt, fast jeder Dritte im IHK-Bereich sei am Anfang seiner Lehre schon älter als 21.
Rückendeckung bekommt Wansleben von Politikern der Großen Koalition. Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs (CDU) schlug eine Altersgrenze für den Mindestlohn von 21 Jahren vor, um Aushilfsjobs für Schulabgänger noch unattraktiver zu machen. Auch Bundesbildungsministerin Johanna Wanka plädierte bei Jugendlichen für eine höhere Altersgrenze als 18 Jahre. "Fast 60 Prozent der Jugendlichen sind älter als 18 Jahre, wenn sie eine Ausbildung beginnen. Das spricht dafür, die Altersgrenze heraufzusetzen", sagte die CDU-Politikerin.
Im Interesse der Jugendlichen dürfe man "keine Anreize schaffen, eine Ausbildung erst gar nicht zu machen oder sie später abzubrechen". Wanka verwies dazu auf die Statistik: "Bei Menschen mit Berufsabschluss liegt die Arbeitslosenquote bei 5 Prozent, bei denen ohne Abschluss sind fast 20 Prozent ohne Job."
Warnung vor Dammbruch
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner kritisierte indes solche Überlegungen. Der Mindestlohn sei flächendeckend vereinbart, "dabei bleibt es", sagte Stegner der "Bild"-Zeitung. Auch die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, Anette Kramme, lehnte weitere Ausnahmen entschieden ab. "Der Mindestlohn darf keine Mogelpackung sein. Mit jeder Ausnahme wird das Scheunentor geöffnet", sagte sie dem Blatt.
Auch innerhalb der CDU regt sich Widerstand gegen Forderungen nach Ausnahmen. "Ausnahmeregelungen beim Mindestlohn würde die Wirtschaft für neue Dumpinglohnmodelle nutzen", sagte der Bundesvize der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler (CDU), dem "Handelsblatt". "Ausnahmen führen immer zum Missbrauch." Die Ausgestaltung des Mindestlohns dürfe sich nicht an Lobbyinteressen orientieren. "Es gibt keinen sachlichen Grund, die Zeitungs- und die Taxibranche anders zu behandeln als alle anderen Branchen."
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hatte zuvor angekündigt, Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr - also bis zum Ende der Schulpflicht - vom Mindestlohn auszunehmen. Damit solle verhindert werden, dass für sie Aushilfsjobs attraktiver werden als schlechter bezahlte Ausbildungsplätze. Über den Mindestlohn und Ausnahmen davon wollen an diesem Dienstag auch die Parteivorsitzenden Angela Merkel (CDU), Horst Seehofer (CSU) und Sigmar Gabriel (SPD) bei ihrem Spitzentreffen reden.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP/rts