Kein Visum für Südafrika Dalai Lama darf nicht einreisen
04.10.2011, 20:01 Uhr
Kein Stempel im Pass für den Dalai Lama.
(Foto: AP)
Erzbischof Desmond Tutu muss seinen 80. Geburtstag ohne den Dalai Lama feiern. Eigentlich wollte das geistliche Oberhaupt der Tibeter nach Südafrika reisen. Doch schon zum zweiten Mal hat er kein Visum erhalten. Tutu zeigt kein Verständnis für diese Entscheidung.
Der Dalai Lama wird nicht wie geplant am Donnerstag nach Südafrika reisen. Er habe die Reise kurzfristig abgesagt, da ihm noch immer kein Visum ausgestellt worden sei, teilte sein Büro mit. Der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, der den Dalai Lama zu seinem 80. Geburtstag eingeladen hatte, sagte, die jetzige südafrikanische Regierung sei "schlimmer als die Apartheids-Regierung".
Der Dalai Lama warf den südafrikanischen Behörden vor, die Ausstellung der Dokumente absichtlich verschleppt zu haben. Er sei daher zu der Überzeugung gekommen, dass "die südafrikanische Regierung es - aus welchen Gründen auch immer - für unbequem hält, dem Dalai Lama ein Visum zu erteilen", sagte ein Sprecher der tibetischen Exilregierung, Thubten Samphel. "Wir sind sehr enttäuscht, dass ein souveränes Land wie Südafrika sich dem chinesischen Druck beugt. Das ist schade."
Die südafrikanischen Behörden begründeten die Verzögerung nicht. "Leider hat er (der Dalai Lama) sich entschieden, seine Reise abzusagen. Das ist seine Entscheidung und wir haben sie zur Kenntnis genommen", erklärte der Sprecher des südafrikanischen Außenministeriums, Clayson Monyela lediglich. Der Reisepass sei erst am 20. September abgegeben worden.
"Unglaublich unhöflich"
Das geistliche Oberhaupt der Tibeter wollte am Samstag bei einer Konferenz in Kapstadt anlässlich des 80. Geburtstags von Desmond Tutu die Eröffnungsrede halten. Der Anti-Apartheid-Kämpfer Tutu kritisierte das Verhalten der südafrikanischen Regierung scharf. "Ich kann es nicht glauben", sagte er. "Dieser Mangel an Höflichkeit gegenüber dem Dalai Lama ist unglaublich."
Tutu warf dem südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma vor, in der Visa-Frage dem Druck Chinas nachgegeben zu haben. "Er war entschlossen, nichts zu tun, was China verärgern könnte", kritisierte Tutu den Präsidenten. "Sie und Ihre Regierung vertreten mich nicht. Sie vertreten Ihre eigenen Interessen", fügte er hinzu. Die südafrikanische Regierung sei "schlimmer als die Regierung der Apartheid", denn damals habe man wenigstens mit solchen Aktionen rechnen können.
Der Oppositionspolitiker Stevens Mokgalapa bezeichnete die Haltung der Regierung als "inakzeptabel". Sie habe es China erlaubt, Südafrika seine außenpolitische Linie aufzuzwingen, sagte er.
Die Regierung in Pretoria hatte dem Dalai Lama bereits im Jahr 2009 die Einreise verweigert und eingeräumt, sie fürchte, die chinesische Regierung zu verärgern. Peking wirft dem seit seiner Flucht aus Tibet 1959 im indischen Exil lebenden Dalai Lama vor, die Loslösung Tibets von China zu betreiben.
Quelle: ntv.de, sla/AFP