Politik

Chinafeindliche Proteste in Tibet Dalai Lama mahnt zur Ruhe

Angesichts der Eskalation der chinafeindlichen Proteste in Tibet hat der Dalai Lama die chinesische Regierung und die Demonstranten zur Gewaltlosigkeit aufgerufen. Das spirituelle Oberhaupt der Tibeter teilte in seinem Exil im nordindischen Daharamsala mit, er sei "tief beunruhigt" über die Entwicklung in seiner von China besetzten Heimat. Die friedlichen Proteste der vergangenen Tage seien "Ausdruck des tief verwurzelten Ärgers des tibetischen Volkes" unter der chinesischen Regierung.

"Einheit und Stabilität unter roher Gewalt ist im besten Falle eine kurzzeitige Lösung", erklärte der Dalai Lama. "Es ist unrealistisch, Einheit und Stabilität unter solch einer Herrschaft zu erwarten." Er appelliere an die chinesische Regierung, "aufzuhören, Gewalt zu gebrauchen, und die lange schwelenden Ressentiments des tibetischen Volkes durch Dialog mit dem tibetischen Volk anzusprechen". Seine Landsleute bitte er dringend darum, den Ausweg nicht in der Gewalt zu suchen.

Schüsse und Explosionen

Zuvor waren die größten antichinesischen Proteste in Tibet seit fast zwei Jahrzehnten in Gewalt eskaliert: Wütende Tibeter steckten in der Altstadt von Lhasa eine Reihe von Geschäften sowie Polizei- und Feuerwehrwagen in Brand, verprügelten Polizisten und Feuerwehrleute. Nach unbestätigten Berichten sollen mindestens zwei Menschen "durch Polizeikugeln" getötet worden sein. Zahlreiche Demonstranten seien verletzt worden.

"Es herrscht Chaos", berichtete eine Augenzeugin telefonisch aus der tibetischen Hauptstadt. "Die Menschen hatten Stöcke und Steine in den Händen und rannten damit auf die Polizisten los." Die Polizeikräfte hätten vor der aufgebrachten Menge zurückweichen müssen. Auf am Boden liegende Feuerwehrleute sei eingetreten und eingeprügelt worden. "Drei Feuerwehrwagen brannten aus."

Die Ausschreitungen sind der vorläufige Höhepunkt der Proteste anlässlich des Jahrestages des 1959 niedergeschlagenen Aufstandes gegen die chinesischen Besatzer. Seit dem Jahrestag am Montag hatten sich die Proteste auf mehrere Klöster in der Region Tibet und auch in der Provinz Qinghai ausgeweitet, wie exiltibetische Gruppen berichteten.

Tibetische Flagge weht

Die Mönche protestierten gegen chinesische Einmischung in ihre religiösen Angelegenheiten, die "patriotische Erziehungskampagne" der Kommunisten in den Klöstern oder sprachen sich bei einer Aktion in Lhasa auch direkt für eine Unabhängigkeit Tibets aus. Erstmals seit 20 Jahren wurde dabei wieder eine tibetische Flagge geschwenkt. Zahlreiche Mönche traten in einen Hungerstreik. Soldaten der chinesischen Armee umstellten und riegelten Klöster ab, berichteten Exiltibeter.

Quelle: ntv.de

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