Zeuge beschreibt Atta "Das Herz stirbt durch Spaß"
02.11.2002, 18:24 UhrIm Prozess um die Anschläge vom 11. September 2001 vor dem Hamburger Landgericht hat ein Zeuge seine Eindrücke von dem späteren Todespiloten Mohammed Atta geschildert. Der frühere Studienkollege des Attentäters, Achmed M., beschrieb Atta als extrem religiös, rechthaberisch und humorlos.
"Atta konnte nicht lachen", sagte Achmed M. vor Gericht. "Er hatte meiner Meinung nach zu viele Komplexe im Kopf, die ihn traurig machten", führte der 28-jährige Sudanese weiter aus. "Das Herz stirbt durch Spaß", wurde Atta von dem Zeugen zitiert. Insbesondere in religiösen Angelegenheiten habe der Attentäter keinen Sinn für Humor besessen.
"Der Härteste"
Da er selbst die Regeln des Islam nicht so ernst nehme und ein fröhlicher Mensch sei, habe er Attas Unmut auf sich gezogen, erklärte Achmed M. "Er war der härteste, ich kannte keinen zweiten wie ihn", betonte der Zeuge. Gleichwohl habe er Atta und dessen Umfeld "niemals" terroristische Anschläge zugetraut.
Bei Atta habe er im Laufe der Jahre keinerlei Veränderung festgestellt, sagte der 28-Jährige. Der Todespilot habe immer "die gleiche Jacke, die gleiche Hose, die gleiche Bartlänge" getragen. Sein Verhältnis zu Atta habe sich nach und nach abgekühlt, erklärte Achmed M. Eine engere Beziehung habe er zu dem Angeklagten Motassadeq gehabt.
Achmed M. ist der erste Zeuge, der in dem Prozess ausgesagt hat. Er studierte von 1996 bis 1998 in Hamburg und gehörte zum Freundeskreis von Atta und Motassadeq, der sich zur Zeit in Hamburg verantworten muss. Die Bundesanwaltschaft wirft Motassadeq Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Beihilfe zum Mord an mehr als 3.000 Menschen vor. Der Student aus Marokko soll sich unter anderem um den Geldnachschub für die Terroristen vom 11. September gekümmert haben.
Quelle: ntv.de