Kurze Amtszeit die Regel Das Verteidigungsministerium als Schleudersitz
22.05.2013, 17:07 UhrDas Verteidigungsministerium zählt zu den heikelsten Posten der Bundesregierung. Seit Gründung des Ministeriums 1955 gab es 16 Ressortchefs, ihre durchschnittliche Amtszeit betrug nur rund dreieinhalb Jahre. Mehrere Minister mussten wegen Affären oder anderen Fehlleistungen zurücktreten oder wurden entlassen.
Theodor Blank (1955 - 1956)
Der CDU-Politiker wurde im Juni 1955 der erste Bundesverteidigungsminister. Er war Namensgeber der "Dienststelle Blank", aus der das Verteidigungsministerium hervorging.
Als Minister blieb der vormalige Oberleutnant der Wehrmacht glücklos, seine Amtszeit währte nur 16 Monate. Blanks Wehrprogramm war umstritten, weswegen er im Oktober 1956 durch seinen Rivalen Franz-Josef Strauß ersetzt wurde.
Franz-Josef Strauß (1956 - 1962)
Der CSU-Politiker trieb in seiner Amtszeit den Ausbau der Bundeswehr voran. 1962 geriet Strauß in den Sog der "Spiegel"-Affäre - einen der bis dahin größten Skandale der jungen Bundesrepublik.
Das Hamburger Magazin wurde wegen eines kritischen Artikels strafrechtlich verfolgt, dem Minister wurde in diesem Zusammenhang eine falsche Unterrichtung des Bundestags vorgeworfen. 1962 trat Strauß als Minister zurück.
Kai-Uwe von Hassel (1963 - 1966)
Der in Deutsch-Ostafrika geborene CDU-Politiker folgte im Januar 1963 auf Strauß. In seine Amtszeit fiel die Ausrüstung der Bundeswehr mit neuen Waffensystemen. Von Hassels Ansehen wurde durch den "Starfighter"-Skandal schwer beschädigt: Dabei ging es um ein aus den USA importiertes Kampfflugzeug, das zahlreiche Abstürze zu verzeichnen hatte. 1966 wurde von Hassel ins Amt des Vertriebenenministers abgeschoben.
Georg Leber (1972 - 1978)
Der SPD-Politiker wurde 1972 Verteidigungsminister. Sein menschlicher Umgang mit den Soldaten brachte dem Gewerkschafter den Beinamen "Soldatenvater" ein.
Mit seiner Partei geriet Leber zunehmend in Konflikt, weil er klar zur NATO-Strategie der nuklearen Abschreckung stand. 1978 trat er zurück und übernahm damit die Verantwortung für einen nicht genehmigten Lauschangriff des Militärischen Abschirmdiensts.
Rupert Scholz (1988 - 1989)
Der Berliner CDU-Politiker hielt sich nur elf Monate an der Spitze des Verteidigungsministeriums - er ist damit der Ressortchef mit der kürzesten Amtszeit. Diese stand unter dem Eindruck der Katastrophe bei der Flugschau von Ramstein. Das Unglück stieß eine Debatte über Tiefflugverbote an, in welcher Scholz Führungsschwäche vorgeworfen wurde. Bei einer Kabinettsumbildung 1989 wurde er nicht wieder berücksichtigt.
Rudolf Scharping (1998 - 2002)
Der frühere SPD-Chef verantwortete als Verteidigungsminister mehrere umstrittene Auslandseinsätze der Bundeswehr - etwa im Kosovo-Konflikt 1999 und in Afghanistan ab 2001. Eine Reihe von Affären kosteten Scharping viel Ansehen - unter anderem die Annahme von Honoraren von einem Unternehmensberater. Auf Druck von Kanzler Gerhard Schröder musste Scharping seinen Hut nehmen.
Franz-Josef Jung (2005 - 2009)
Der CDU-Politiker wechselte bei Bildung der großen Koalition 2005 von der hessischen Landespolitik ins Amt des Verteidigungsministers. Kritiker warfen ihm Profillosigkeit vor. 2009 wechselte Jung ins Amt des Arbeitsministers - und musste kurz darauf wegen einer Affäre aus seiner Zeit im Verteidigungsressort zurücktreten: Es ging um Informationspannen im Zusammenhang mit einem Bundeswehrangriff im afghanischen Kundus.
Karl-Theodor zu Guttenberg (2009 - 2011)
Der CSU-Politiker avancierte in seiner kurzen Amtszeit zum Publikumsliebling - ehe eine Affäre um Plagiate in seiner Doktorarbeit den politischen Absturz einleitete. Kernstück seiner kurzen Amtszeit war die Bundeswehrreform, die zu einer Verkleinerung der Streitkräfte und zur Aussetzung der Wehrpflicht führte. Nach nur 16 Monaten im Amt musste Guttenberg wegen der Plagiatsaffäre zurücktreten.
Quelle: ntv.de, AFP