Politik

Europa einig Euroland Das neue Geld ist da!

Mit spektakulären Silvesterpartys und großem Feuerwerk ist das Euro-Zeitalter gestartet worden. Hunderte Banken in ganz Deutschland haben am Neujahrs-Vormittag wegen der Euroumstellung ihre Schalter geöffnet. Wie die Postbank mitteilte, machten um 10 Uhr 600 Filialen auf. In jedem Landkreis sollte mindestens eine Filiale die Kunden bedienen, in größeren Städten auch mehr. In der Bankenmetropole Frankfurt öffneten im Laufe des Vormittags auch die Dresdner Bank, die Sparkasse und die Volksbank die Türen.

Erste Euro-Geschäfte in Berlin

Bei den ersten Euro-Einkäufen am Neujahrstag hat es in Berlin offenbar kaum Schwierigkeiten gegeben. „Bisher ist alles problemlos gelaufen“, sagte der Sprecher des Gesamtverbandes des Berliner Einzelhandels, Jan Holzweißig, am Dienstag. „Die Leute zahlen aber auch noch viel mit der D-Mark.“ Den großen Ansturm auf den Einzelhandel werde es aber erst am Mittwoch geben. Taxifahrer und die am Feiertag geöffneten Geschäfte vermeldeten ebenfalls einen reibungslosen Euro-Start.

Bahn und die Euro-Umstellung

Die Deutsche Bahn hat die Euro-Einführung nach eigenen Angaben reibungslos bewerkstelligt. Um Mitternacht seien alle Systeme umgestellt worden, sagte Bahn-Finanz-Vorstand Diethelm Sack am Dienstagmorgen in Frankfurt. Allerdings seien noch nicht alle Ticket-Automaten des Nahverkehrs umgerüstet. Bisher akzeptierten etwa 5.500 der insgesamt 10.000 Fahrkarten- Automaten Euro-Bargeld. Die Anpassung an die neue Währung hat die Bahn nach eigenen Angaben 63 Millionen Euro (123 Mio DM) gekostet.

Europaweite Euro-Feiern

Rund 303 Millionen Europäer in zwölf Ländern können jetzt mit dem gemeinsamen Bargeld bezahlen. Bei diesem größten Geldumtausch aller Zeiten bildeten sich vielerorts in der Eurozone schon nachts lange Schlangen an den Bankautomaten, die Euro-Scheine ausgaben. Als Wechselgeld wurden aber vorwiegend noch die heimischen Währungen herausgegeben.

Auch in Deutschland blieb die D-Mark in der Silvesternacht Trumpf. Vor allem Taxifahrer und Partyveranstalter wollten nicht mit zwei Kassen arbeiten. Auf der Hamburger Reeperbahn nahmen zahlreiche Clubs und Kneipen zwar Euro und D-Mark an, gaben aber nur D-Mark heraus. Die Spielbank Stuttgart akzeptierte nur D-Mark. Taxifahrer in Italien und Griechenland nahmen die neue Währung ihrer ersten Neujahrs-Kunden zwar an, konnten aber nur in Lire und Drachme rausgeben. Die meisten Pubs in Irland hatten ihre Kassen in der Silvesternacht ebenfalls nur mit Punt gefüllt.

In allen Staaten des Euroraumes kann in einer Übergangsphase neben dem Euro noch mit den nationalen Währungen gezahlt werden. In Deutschland wollen die meisten Geschäfte bis zum 28. Februar die D-Mark als Zweitwährung akzeptieren. Unterdessen warnte die EU-Kommission vor gefälschten Banknoten der nationalen Währungen. „Es wurde mehr Geld gefälscht als gewöhnlich“, sagte EU-Währungskommissar Pedro Solbes. Insgesamt sei die große logistische Herausforderung der Währungsumstellung aber gelungen. Sechs Milliarden Banknoten, 40 Prozent der gesamten Produktion, seien vorab ausgeliefert worden. Bei den Münzen, insgesamt 37,5 Milliarden Stück, liege die Quote bei 74 Prozent.

Viele Geldautomaten gaben kurz nach Mitternacht bereits Euro-Scheine aus. „Es sieht hervorragend aus“, fasste ein Sprecher der Landeszentralbank in Düsseldorf zusammen. Reibungslos klappte auch die Ausgabe der neuen Scheine in Niedersachsen. Am Berliner Bahnhof Friedrichstraße haben die ersten Hauptstädter den Euro-Test am Geldautomaten gewagt. Die erste Kundin kommentierte die Scheine in der neuen Währung mit: „Toll, Euro!“. Auch auf der Hamburger Reeperbahn hielten die ersten Neugierigen schon wenige Minuten nach Mitternacht die ersten Euro-Scheine in der Hand. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen stünden 175 Automaten für Kunden bereit, sagte eine Deutsche Bank-Sprecherin. Weil etliche mit der Karte zahlten, ist der erwartete Ansturm aber ausgeblieben. Viele Banken öffnen am Neujahrstag ihre Schalter, um Euro auszugeben.

In Athen begrüßten die Griechen, wegen der Zeitverschiebung eine Stunde eher, das neue Geld mit einem furiosen Feuerwerk. Eisige Kälte in Helsinki konnte die Finnen nicht davon abhalten, sich stundenlang vor den Filialen der Nationalbank nach dem Euro anzustellen. In Spanien, das die EU-Ratspräsidentschaft für das erste Halbjahr 2002 übernimmt, nahmen die Menschen mit einer Licht- und Musikshow Abschied von der Peseta. Mit anhaltenden Hupkonzerten wurde der Euro in den großen Städten Frankreichs begrüßt.

Euro-Einführungs-Feier

Am Montagabend hatte die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main zusammen mit mehreren hundert Gästen die Einführung des Euro-Bargelds gefeiert. "Der Euro hat seit 1999 bewiesen, dass er Preisstabilität gewährleistet, die Märkte transparenter macht und Handel über nationale Grenzen hinaus ermöglicht", sagte EZB-Präsident Wim Duisenberg während der Feierlichkeiten im Frankfurter Congress-Center. Der Euro werde zu einem weiteren Zusammenwachsen Europas führen. "In ein paar Wochen werden sich die Leute gar nicht mehr erinnern, dass es einmal eine andere Währung gegeben hat", prophezeite Duisenberg. Die Einführung des Euro-Bargelds wird dem neuen Währungsraum nach Einschätzung des EZB-Präsidenten ein zusätzliches Wachstum von einem Prozentpunkt bescheren. Der Euro werde auch gegenüber dem Dollar wieder an Stärke zulegen, versprach Duisenberg.

Quelle: ntv.de

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