Politik

Regisseur und Mittler De Boer spielt eine Schlüsselrolle

UN-Klimachef Yvo de warnte im Vorfeld der verantaltung: Gegen die fortschreitende Erderwärmung untätig zu bleiben, wäre eine "kriminelle Verantwortungslosigkeit".

UN-Klimachef Yvo de warnte im Vorfeld der verantaltung: Gegen die fortschreitende Erderwärmung untätig zu bleiben, wäre eine "kriminelle Verantwortungslosigkeit".

(Foto: dpa)

"Never give up" - "Gib niemals auf". Das Spruchband des Dalai Lama hängt im Bonner Büro von UN-Klimachef Yvo de Boer. Es ist auch das Motto des Niederländers in Kopenhagen. Beim Finale auf dem Weltklimagipfel hängt das Ergebnis wesentlich von ausdauerndem Verhandlungsgeschick ab. Neben der Präsidentin des Klimagipfels, der resoluten Dänin Connie Hedegaard, fällt dem obersten UN-Klimadiplomaten eine Schlüsselrolle als Regisseur hinter den Kulissen zu.

Im Kongresszentrum Bella Center muss de Boer die streitenden Parteien - dieses Mal auch viele Staats- und Regierungschefs - zusammenbringen. Und, wenn es sein muss, "auch gerne so lange in einem Raum einschließen, bis ein Ergebnis da ist", wie er sagte. Sein Plus: Auch in größtem Stress ist er zugänglich für alle Seiten, aber als UN-Mann betont unparteiisch - ideal für einen Mittler.

Besser als jeder andere weiß der 55-Jährige mit dem zielgenauen Blick eines Falken, was die einzelnen Länder und ihre Vertreter durchsetzen wollen und wie letztlich mit höchster Diplomatie ein Erfolg zu erzielen sein wird. Seit 15 Jahren ist de Boer auf UN-Konferenzen dabei - ein alter Hase, der die Dynamik und Dramatik des Ablaufs sowie alle Sachdetails genau kennt.

Der Mahner macht Druck

De Boer weiß auch, dass dies eine UN-Konferenz ist, bei der 192 Länder - Reich und Arm - auf einen Nenner gebracht werden müssen. Eine Mehrheitsentscheidung gibt es nach UN-Regeln nicht, alle müssen im Boot sein. Eine größere Herausforderung kann es international kaum geben, zumal handfeste wirtschaftliche Interessen und Milliarden auf dem Spiel stehen.

Zusammen mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon war Yvo de Boer im Vorfeld der große Mahner. Gegen die fortschreitende Erderwärmung untätig zu bleiben, wäre eine "kriminelle Verantwortungslosigkeit", warnte de Boer wiederholt. Ohne ein neues Abkommen werde die Menschheit in die Katastrophe steuern. "Beim Kopenhagener Gipfel geht es um Alles oder Nichts." Vor allem die Industrieländer und die USA nahm er immer wieder ins Visier. "Sie müssen mehr anbieten, sonst machen die ärmeren Länder nicht mit."

Vor dem Gipfel absolvierte de Boer eine Riesenwerbetour. Er machte gezielt immer wieder über die Öffentlichkeit Druck. "Kopenhagen kann und muss der Wendepunkt im internationalen Kampf gegen den Klimawandel werden." Auch den Afrikanern und den vom Klimawandel besonders bedrohten kleinen Inselstaaten schenkte er sein Ohr. Unter seiner Regie wurden auf Vorkonferenzen in Bonn, Bangkok und Barcelona Lösungen sondiert.

Bis an die Grenzen der Belastbarkeit

Als alles zu zerbröseln drohte, drängte de Boer, auch die obersten Staatenlenker müssten sich jetzt ins Zeug legen. Jetzt sind sie in Kopenhagen dabei. Aber de Boer kennt auch die Grenzen der Verhandlungsführung: "Du kannst ein Pferd zum Wasser führen, aber Du kannst es nicht zum Trinken zwingen."

Seit August 2006 leitet de Boer das UN-Klimasekretariat in Bonn. Schon beim Kyoto-Protokoll 1997 arbeitete er auf EU-Seite maßgeblich mit. Auch in einem Umweltrat Chinas war er schon tätig. Der vielsprachige Diplomatensohn wurde am 12. Juni 1954 in Wien geboren und besuchte ein britisches Internat. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Für die Familie blieb ihm in den vergangenen Monaten aber kaum Zeit.

In Kopenhagen wird de Boer in den Schlusstagen mit zu erwartenden Nachtsitzungen wieder einmal bis an die Grenzen der Belastbarkeit gehen müssen. Auf der Konferenz in Bali hatten ihm im Dezember 2007 nach aufreibenden Marathontagen und drohendem Scheitern zum Schluss die Nerven versagt. Er brach auf offener Plenarbühne in Tränen aus, schlug die Hände vors Gesicht und verließ den Saal, als der Vertreter Chinas ihn kritisierte. Dieses Mal fürchtet er sich auch nicht vor Tränen - "aber es werden hoffentlich Freudentränen werden".

Quelle: ntv.de, Edgar Bauer, dpa

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