Politik

Die Castoren rollen Demonstrationen trotz Verbot

In Frankreich hat der bislang größte Castor-Transport nach Deutschland begonnen. Ein Zug mit zwölf Atommüllbehältern habe sich planmäßig vom Verladebahnhof der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague aus in Bewegung gesetzt, teilte die französische Atomfirma Cogema mit. Der Transport, der am Dienstagnachmittag die deutsche Grenze passieren soll, werde von mehr als 300 Polizisten geschützt.

Die Abfahrt des Zugs wurde von einem symbolischen Greenpeace-Protest begleitet. Während in Frankreich keine größeren Aktionen gegen den Transport geplant sind, haben in Dannenberg mehrere hundert Atomkraftgegner demonstriert. Dabei kam es auch zu Gewalttätigkeiten zwischen Demonstranten und Polizisten. Etwa 100 "dunkle Personen" hätten Beamte angegriffen, teilte die Polizei mit. Zwei Polizisten seien leicht verletzt, mehrere Einsatzwagen beschädigt worden. Die Störer seien jedoch nur eine "kleine Minderheit". Insgesamt verliefen die Proteste eher friedlich.

Die Polizei setzte am Rande einer Demonstration von 1.000 Atomkraftgegnern, die in einem Karnevalszug durch Dannenberg zogen, Schlagstöcke ein. Später blockierten 60 Demonstranten bei Groß-Gusborn die Castor-Route.

"Verrücktes Wendland"

Bereits am Wochenende vor dem Start waren im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg Atomkraftgegner zu ersten großen Protesten zusammen gekommen. Unter dem Motto "Das Wendland wird verrückt" gründeten Bauern und Anti-AKW-Ortsgruppen am Sonntag entlang der Castor-Route nach Angaben der Polizei mindestens zwölf Dörfer mit Traktoraufmärschen und Picknicken symbolisch neu.

Am Samstag hatten die Atomkraftgegner mit einer Demonstration im niedersächsischen Gorleben ihre Anti-Castor-Proteste begonnen. Auf Transparenten verlangten sie ein Ende der Atommülltransporte in das Zwischenlager und die Stilllegung aller Atomanlagen. An der Aktion beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter 5.000 Menschen, die Polizei sprach von 2.000 Teilnehmern.

Demonstrationsverbot an der Zugstrecke

Erneut werden tausende Polizeibeamte den Transport sichern. Die Bezirksregierung Lüneburg hat von heute an alle Demonstrationen entlang der Transportstrecke zwischen Lüneburg und Gorleben verboten. Atomkraftgegner kündigten dennoch Protestaktionen an. Die verschiedenen Anti-Atom-Gruppierungen kritisierten das Demonstrationsverbot als "Diffamierung " und "Kriminalisierung" der Castor-Gegner.

Im vergangenen Jahr waren im Frühjahr und im Herbst jeweils sechs Castor-Behälter von La Hague nach Gorleben gerollt. Wegen der Millionen-Kosten der Transporte, die bislang das Land Niedersachsen weitgehend allein trägt, hat die rot-grüne Bundesregierung eine Bündelung zugesagt. Die beiden Transporte im vergangenen Jahr haben Niedersachsen nach Angaben des Innenministeriums in Hannover knapp 60 Millionen Euro gekostet.

Quelle: ntv.de

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