Politik

Kampf an allen Fronten Der Kanzler und die Frauen

"100 starke Frauen" hatte die SPD zur Podiumsdiskussion eingeladen und dem Kanzler pressewirksam zugeführt. Wer kanzlerwürdig war, bestimmte der "Kampa"-Manager. Besonders stark vertreten: Frauen- und Bürgerrechtlerinnen.

"Wenn ich Wirtschaftsbosse treffe, weiß ich, was mich erwartet. Hierher bin ich mit Herzklopfen gekommen", schmeichelt Schröder seinen Zuhörerinnen. Aus gutem Grund: Frauen könnten seine letzte Rettung sein. Auch wenn die Meinungsforscher derzeit von einem Patt zwischen den politischen Lagern sprechen, dürfe ein Wahlsieg am 22. September noch in weiter Ferne liegen. Eine Herkules-Aufgabe.

Der SPD-Bundesgeschäftsführer Matthias Machnig verweist daher gerne auf die 48 Prozent der Forsa-Umfrage, die beide Lager gleichauf sieht. "Wir haben aufgeholt", glaubt er und verrät den Hintergrund des Schröderschen Rendezvous': "Wir haben einen modernen diskursfähigen Kanzler, der Frauen ansprechen kann. Stoiber ist der Kandidat alter Männer. " Und das ist auch durch Zahlen zu belegen: Der Kanzler hat einen kräftigen Frauenbonus.

Dabei hat der Machtmensch Schröder kein unkompliziertes Verhältnis zum schwachen Geschlecht, vor allem wenn es Stärke zeigt. Seine ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Fischer nannte er "Heulsuse", die Juso-Vorsitzende Andrea Nahles strapazierte ihn mit altlinken Positionen, und mit der Doppelnamen-Doppelspitze Hertha Däuber-Gmelin und Heidemarie Wiecorek-Zeul hat er sich erst nach jahrzehntelangen Rangeleien arrangiert. Sein Bonmot vom "Ministerium für Familie und Gedöns" hat er zurückgezogen, auch wenn man ihm die Reue nicht so recht glauben mag.

Auch bei den "100 starken Frauen" spielt Schröder die Doppelrolle Staatsmann und Charmeur - und die Basis fordert seinen ganzen Langmut. Die Schauspielerin Katja Riemann fabuliert Unverständliches ("Das war ein Land mit so viel Klugheit und Sinnlichkeit. Ich will das wieder haben."), eine Alleinerziehende geht auf Angriffskurs ("Herr Schröder, ich klage sie an"), und eine Wissenschaftlerin pflicht ihm bei und verrät auch noch Marktlücken. Nur die Frauenbeauftragte bei VW, die ihm Gleichgültigkeit in Gleichstellungsfragen vorwirft, lässt er abblitzen: "Ich weiß nicht, mit wem Sie gesprochen haben bei Volkswagen. Die Leute, mit denen ich gesprochen habe ..."

"Wir möchten Frauen nicht allein über Sympathiewerte gewinnen", sagt Parteisprecher Lars Kühn, "sondern die Themen ansprechen, die sie interessieren." Das ist leichter gesagt als getan. "Mein Mann schlägt mich nicht, ich muss mein Kind nicht allein erziehen, und im Job klappt es auch. Irgendwie gehöre ich nicht hierher", sagt eine Ärztin aus Stuttgart, und auch die Münchner Unternehmerin Sabine Käfer fühlt sich in dieser Klagerunde fehl am Platz. Trotzdem sind sich hinterher alle einig: Ein Frauentyp ist er schon, der Schröder. Vielleicht hilft ihm dabei auch seine ganz private Erfahrung. Kein Staatschef eines monogamen Landes hat so oft geheiratet wie der Bundeskanzler.

"Ganz lieb zu den Frauen" sei der Kanzler, behauptet Parteifreundin Anke Fuchs. Der öffentliche Eindruck ist zwiespältiger: Schröder kann zu Frauen rücksichtslos sein, aber auch ungeheuer charmant. Er bewundert Frauen und enttäuscht sie regelmäßig. Er nimmt sie nicht für voll, aber ist bereit, von ihnen zu lernen. Er ist der Typus Mann, den durchaus viele Frauen attraktiv finden - auch wenn sie es eigentlich besser wissen.

Quelle: ntv.de

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