Erfolg im PISA-Vergleich Der Osten ganz vorn
17.11.2008, 20:17 UhrSachsen hat beim PISA-Test 2006 in allen Disziplinen den ersten Platz erreicht und verweist damit den bisherigen Sieger Bayern auf den zweiten Rang. Dies erfuhr die dpa. Der neue PISA-Bundesländervergleich soll am Dienstag in Berlin offiziell vorgestellt werden.
Im PISA-Untersuchungsschwerpunkt Naturwissenschaften folgt hinter Sachsen und Bayern Thüringen auf Platz drei. Ebenso sieht die Rangfolge bei den beiden anderen Kompetenzen, beim Lesen- und Textverständnis aus. In der Disziplin Mathematik liegt Baden-Württemberg hinter Sachsen und Bayern auf Platz drei, Thüringen folgt auf Platz vier. Es ist der dritte PISA-Bundesländervergleich seit dem ersten Test im Jahr 2000. Für den Bundesländer-Ergänzungstest der weltweiten PISA-Studie wurden 57.000 Schüler an 1500 Schulen getestet.
Endlich Taten angemahnt
Schon vor der Veröffentlichung des neuen PISA-Vergleichs verlangten die großen Lehrerorganisationen konkrete Verbesserungen an den Schulen. Nach jahrelangem Messen und Testen müssten endlich Taten folgen, forderte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Ludwig Eckinger. Die Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marianne Demmer, mahnte mehr Hilfen für Risikoschüler an.
Lernbedingungen weiterhin schlecht
Der VBE-Vorsitzende verwies darauf, dass seit zwei Jahren eine gemeinsame Erklärung von Kultusministern und Lehrerorganisationen vorliege, wonach jeder Schüler Anspruch auf individuelle Förderung habe. Eckinger: "Aber Eltern, Schüler und Lehrer werden an der Nase herumgeführt, denn der schulische Alltag besteht aus Unterrichtsausfall, Lehrermangel, zu großen Klassen und zu wenig individuellen Fördermöglichkeiten."
Die Zahl derjenigen, die in der Schule scheitern, könne nicht am grünen Tisch reduziert werden, sondern nur durch erheblich verbesserte Lernbedingungen. Besserverdienende Familien könnten sich privaten Zusatzunterricht für ihre Kinder leisten, arme aber nicht, sagte Eckinger.
Mangelhaftes Lese- und Textverständnis
GEW-Vize Demmer verwies darauf, dass die Zahl der Risikoschüler in der PISA-Disziplin Lese- und Textverständnis nur geringfügig gesunken sei - anders als bei den Naturwissenschaften. Beim jüngsten PISA-Test 2006 betrug die Lese-Risikogruppe 20 Prozent. Dies sind rund 160.000 15-jährige Schüler. Beim ersten PISA-Test 2000 waren es 22,6 Prozent. Lese- und Textverständnis gilt als wichtigste Kompetenz für weiteres Lernen. Beim nächsten PISA-Test 2009 wird es wieder Untersuchungs-Schwerpunkt. 2006 standen die Naturwissenschaften im Mittelpunkt.
Der wissenschaftliche Beirat von Ländern und Bund zur Qualitätssicherung in den Schulen hatte unlängst eindringlich mehr Hilfen für Risikoschüler angemahnt. Die Länder müssten endlich beginnen, die leistungsschwächsten Schüler "systematisch und massiv zu fördern", heißt es in dem Papier. Die Wissenschaftler unter Leitung des PISA-Forschers Jürgen Baumert schlagen dazu unter anderem für die betroffenen Schüler auch Unterricht an Nachmittagen, Wochenenden und in den Ferien vor.
Es wird zu wenig vorgelesen
Nach dem PISA-Test 2006 kann jeder fünfte 15-Jährige in Deutschland auch einfache Texte nicht richtig lesen und verstehen. Laut einer neuen Studie der Stiftung Lesen wird 37 Prozent aller Kinder nie vorgelesen – weder im Elternhaus noch im Kindergarten noch in der Grundschule.
Vor allem Väter sind der jüngsten Studie zufolge Vorlese-Muffel. Nur acht Prozent der Kinder sagten: "Mein Papa liest mir vor." Vor dem bundesweiten Vorlesetag an diesem Donnerstag stellten Deutsche Bahn, die Wochenzeitung "Die Zeit" und die Stiftung Lesen die gemeinsam initiierte Untersuchung in Berlin vor. "Viele Eltern halten sich für Vorlese-Eltern, sind es aus Sicht der Kinder aber gar nicht", sagte "Zeit"-Geschäftsführer Rainer Esser.
So sagten 2007 nur 18 Prozent der Eltern, sie würden niemals vorlesen – in der aktuellen Studie erklärte das jedoch ein doppelt so hoher Prozentsatz der Kinder. Auch zwei weitere Vorurteile konnte die neue Studie widerlegen: Einkommen und Bildungsgrad der Eltern spielen beim Vorlese-Verhalten fast keine Rolle.
Quelle: ntv.de