Politik

Lutz Bachmann Der Wolf legt seinen Schafspelz ab

Lutz Bachmann

Lutz Bachmann

(Foto: dpa)

Zu Beginn der Pegida-Bewegung gab sich Lutz Bachmann noch Mühe, nicht zu radikal zu erscheinen. Inzwischen macht der Mann keinen Hehl mehr aus seinen rechtsextremen Ansichten. Der Duktus erinnert stellenweise an die NSDAP.

Sein wahres Gesicht zeigte Lutz Bachmann nicht von Anfang an. Einem Wolf im Schafspelz gleich gelang es dem Pegida-Gründer lange, seine Ausländerfeindlichkeit zu verschleiern - etwa, indem er seinen türkischen Trauzeugen als "einen der tollsten und herzlichsten Menschen" pries. Doch längst hat Bachmann den Schafspelz abgelegt - in seinen Facebook-Kommentaren und in der Ausrichtung der Pegida-Märsche zeigt sich der von Bachmann geschürte blanke Fremdenhass.

Bachmann nutzt Facebook als das Medium, über das er sich mitteilt. Interviews gibt er nicht - Journalisten sind für ihn "Lügenpresse". Der am 26. Januar 1973 in Dresden geborene Sohn eines Fleischers und Bratwurstverkäufers aus Coswig breitet stattdessen auf seinem Profil seine Haltungen aus.

Hochverräter vor Gericht stellen

Das Foto auf seiner Facebookseite zeigt Bachmann an der Seite des Rechtspopulisten Geert Wilders, den Bachmann im Frühjahr als Pegida-Gast begrüßte. Kritik an Pegida nennt Bachmann "antidemokratische, linksgrünfaschistische Hetze". Medien sind für ihn die "perfiden Handlanger einer eventuell sogar als verbrecherisch und hochverräterisch zu bezeichnenden Regierung" - ob diese hochverräterisch sei, müssten am Ende ordentliche Gerichte klären.

Diese Äußerungen, die vom Duktus an den Nationalsozialismus erinnern - die NSDAP setzte den Volksgerichtshof zum Aburteilen von Hochverrat ein - stammen alleine aus den letzten 24 Stunden vor dem Pegida-Marsch zum einjährigen Bestehen der Bewegung. Dazu kommen Twitter-Hashtags wie "KrimigrantenRaus" und "AsylbetrügerRaus", die Flüchtlingszuwanderung nennt Bachmann eine "Invasion durch angebliche Flüchtlinge".

Als Pegida im Herbst des vergangenen Jahres einen immer stärkeren Zustrom verzeichnete, hütete sich Bachmann noch vor solchen Hetzparolen. Da gab er den besorgten Dresdner Normalbürger, der vor einer angeblichen Islamisierung warnte - aber eigentlich genauso gerne mal wieder montags "auf der Couch sitzen und den Abend genießen" wollte.

Familienbetrieb Pegida

Doch der regelmäßig am Ende der montäglichen sogenannten Abendspaziergänge als Redner auftretende Bachmann macht gar keine Anstalten, sich auf das Sofa zurückzuziehen. Auch nicht in dem Moment, als seine Pegida-Laufbahn eigentlich zu Ende schien. Im Januar war ein Foto von ihm in Hitler-Pose bekanntgeworden. Außerdem wurden Einträge von seiner Facebookseite bekannt, in denen er Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber als "Gelumpe" und "Viehzeug" beschimpft haben soll.

Kurzzeitig sah es im Januar deshalb so aus, als würde sich der beruflich mit einer kleinen PR-Agentur tätige Bachmann infolge dieses Skandals vollständig zurückziehen. Doch tatsächlich haben seine vorübergehenden Nachfolger bei Pegida mit der Gruppe heute nichts mehr zu tun. Bachmann ist der starke Kopf der von ihm mit seinem alten Freundeskreis und seiner Frau Vicky fast wie ein Familienbetrieb geführten Bewegung. Die auch als Verein eingetragene Pegida will Bachmann als nächstes an den Landtagswahlen des kommenden Jahres teilnehmen lassen.

Verhandlung wegen Volksverhetzung

Die zweifelhafte Persönlichkeit des Frontmannes scheint die Anhänger der Pegida-Bewegung dabei nicht zu stören. Während die scharfes Vorgehen gegen kriminelle Asylbewerber fordert, akzeptieren die Anhänger das Vorstrafenregister Bachmanns. Verurteilungen wegen Diebstählen und Drogendelikten stehen darauf, auch Körperverletzungen. Zwischenzeitlich hatte sich Bachmann nach Südafrika abgesetzt, um sich einer Haftstrafe zu entziehen. Auch wegen nicht gezahlten Unterhalts für seinen Sohn musste er vor Gericht.

Für ihn selbst ist seine Vergangenheit aber kein Hindernis. "Was hat das alles mit Pegida und den Missständen in unserem Land zu tun?", fragte er einmal. Bei seinem nächsten Prozess könnte ein Gericht die Antwort geben. Bachmann ist wegen seiner "Viehzeug"-Pöbeleien wegen Volksverhetzung angeklagt. Wird er verurteilt, folgen die Pegida-Demonstranten einem Volksverhetzer.

Quelle: ntv.de, Ralf Isermann, AFP

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