Politik

Tomislav Nikolic Der ewige Verlierer hat gewonnen

Tomislav Nikolic hat sich vom serbischen Extremisten zum Demokraten gewandelt. Zwei Jahre lang, von 1998 bis 2000, war er Vizeregierungschef unter dem damaligen Präsidenten Milosevic. Nun wird er selbst nach einem überraschenden Wahlsieg Präsident.

34w10135.jpg3823496139782333207.jpg

(Foto: dpa)

Er galt als der größte Verlierer der serbischen Politik. Tomislav Nikolic war seinem Gegner Boris Tadic bei Präsidentenwahlen zweimal unterlegen. Mit seiner extrem nationalistischen Radikalen Partei (SRS) war er immer wieder Gewinner bei Parlamentswahlen, konnte aber mangels Bündnisgenossen keine Regierung bilden.

Nur für fünf Tage war er 2007 Parlamentspräsident, dann jagte ihn eine neue Mehrheit schändlich aus dem Amt. Der 60-Jährige häutete sich vom Extremisten zum Europäer und Demokraten. Seine erst 2008 gegründete gemäßigte Fortschrittspartei (SNS) wurde vor zwei Wochen Erster bei den Parlamentswahlen - und kommt doch wieder wegen fehlender Koalitionspartner nicht an die Regierung.

Der Überraschungserfolg bei den Präsidentenwahlen ist umso erstaunlicher, weil alle Wahlforscher seinem Gegner Tadic einen glänzenden Sieg vorausgesagt hatten. Sein Erfolg ist umso höher einzuschätzen, als die USA und die EU sowie die Medien in Serbien massiv Tadic unterstützt hatten. Während die Wahlkampfstrategen von Tadic im Geld schwammen, musste er mühsam Mittel zusammenkratzen.

Der Bautechniker Nikolic war glühender Verehrer des vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal angeklagten Vojislav Seselj, als dessen Nachfolger er auch die Führung der Radikalen Partei übernahm. Als Freiwilliger hatte er vier Monate am Bürgerkrieg in Kroatien teilgenommen. Die Schaffung eines Großserbiens war das Ziel. Seine Radikalen und Nikolic selbst als Vizeregierungschef waren die größten Stützen des ebenfalls vom Tribunal angeklagten und inzwischen gestorbenen serbischen Autokraten Slobodan Milosevic.

Dem aus einem schwierigen Elternhaus in der Stadt Kragujevac stammenden Nikolic haftete stets ein wenig Provinzielles an. Das Etikett "Toma, der Totengräber" stammt aus seiner Zeit als Technischer Direktor des Friedhofs seiner Heimatstadt. Zuletzt wartete er mit einem Unidiplom auf, das von den Medien in den letzten Wochen als zwielichtig in Frage gestellt wurde. Für Spekulationen sorgen auch teure Eigentumswohnungen des nach eigener Ausage ursprünglich fast mittellosen Mannes.

Obwohl er in der Regel betont ruhig auftritt, kann er seine Gegner schon mal als "Weicheier", kroatische Faschisten oder "Stück Scheiße" beschimpfen. Über seinen zukünftigen politischen Kurs herrscht große Unklarheit. Kehrt er wieder zu seinen radikal-nationalistischen Wurzeln zurück oder will er Serbien doch mit Reformen in Wirtschaft und Gesellschaft modernisieren und den Weg in Richtung Brüssel weitergehen?

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen