Politik

Verhör zu Waffen und Flucht Details von Saddam Hussein

Das FBI veröffentlicht erstmals Details aus der Vernehmung des ehemaligen irakischen Diktators. Darin erklärte Hussein, welche Bedrohung er wirklich für den Irak sah und wie ihm die Flucht gelang.

Saddam Hussein während des Prozesses gegen den ehemaligen Diktator.

Saddam Hussein während des Prozesses gegen den ehemaligen Diktator.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Zweieinhalb Jahre nach der Hinrichtung des früheren irakischen Machthabers Saddam Hussein hat die US-Bundespolizei Protokolle seiner Vernehmungen veröffentlicht.

Nach den FBI-Aufzeichnungen von 27 Verhören und Gesprächen zwischen Januar und Juni 2004 in einem US-Gefangenlager nahe Bagdad sagte Saddam Hussein aus, das Versteck, in dem er im Dezember 2003 von US-Truppen gefasst wurde, habe er schon einmal 1959 nach seiner Beteiligung an einem gescheiterten Staatsstreich genutzt. Die Bilder des gefassten Ex-Machthabers mit zotteligen Haaren und langem grauem Bart waren damals um die Welt gegangen. Er hatte sich in einem Keller in El Daur 30 Kilometer südlich von Tikrit versteckt gehalten.

Doppelgänger nur "Kino"

Nach eigenen Aussagen war Saddam Hussein erst ein oder zwei Tage nach dem US-Einmarsch in Bagdad am 9. April aus der irakischen Hauptstadt geflohen. Er habe sich nach und nach von seinen Leibwächtern getrennt, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Die FBI-Ermittler fragten ihren prominenten Gefangenen auch, was dran sei an den Gerüchten, er habe während seiner Herrschaft Doppelgänger eingesetzt. "Das ist Kino, nicht die Realität", antwortete Saddam Hussein den Aufzeichnungen zufolge lachend. Die meisten Vernehmungen wurden von dem FBI-Agenten George Piro geführt.

In diesem Loch hatte er sich nach dem Einmarsch der USA versteckt.

In diesem Loch hatte er sich nach dem Einmarsch der USA versteckt.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Zum Einsatz von Chemiewaffen gegen sein eigenes Volk und den Iran wollte Saddam Hussein sich den Dokumenten zufolge nicht äußern. "Ich werde mich nicht in so eine technische Debatte drängen lassen", sagte er demnach. Er gestand Fehler in seiner Haltung zu Fragen der UNO nach Massenvernichtungswaffen im Irak ein, versicherte aber, dass sein Land die UN-Resolution zur Entwaffnung nach dem Golfkrieg von 1991 umgesetzt habe. "Wenn ich diese Waffen gehabt hätte, glauben Sie, dass ich die US-Truppen in Kuwait hätte bleiben lassen, ohne sie anzugreifen?", fragte der Ex-Machthaber in einem Verhör.

Bedrohung Iran, nicht USA

Zugleich versicherte Saddam Hussein den Unterlagen zufolge, er sei zwar gegen Washingtons Politik gewesen, habe aber nicht in den USA, sondern im Iran die größte Bedrohung für den Irak gesehen. Teheran habe er glauben machen wollen, dass er über Massenvernichtungswaffen verfüge. Saddam Hussein war am 30. Dezember 2006 gehenkt worden, nachdem ein irakisches Sondertribunal ihn im Vormonat wegen eines Massakers an schiitischen Zivilisten zum Tode durch den Strang verurteilt hatte.

Quelle: ntv.de

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