Politik

Auf dem Weg zur nächsten Betreuungsgarantie? Deutsche wünschen mehr Ganztagsschulen

Ganztagsbetreuung bedeutet auch: Gegessen wird in der Schule.

Ganztagsbetreuung bedeutet auch: Gegessen wird in der Schule.

(Foto: picture alliance / dpa)

Parteiübergreifend zeichnet sich ein Konsens ab: Auf den Kitaplatz-Ausbau muss eine Garantie auf Ganztagsbetreuung in Schulen her, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden soll. Eine neue Studie zeigt, dass darüber auch weitgehend Einigkeit in der Bevölkerung besteht.

Eltern in Deutschland wünschen sich mehr Ganztagsschulen für ihre Kinder. 70 Prozent wollten ein Ganztagsangebot, berichtet der "Focus" aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung. Derzeit besuchten aber nur knapp 31 Prozent aller Kinder eine Schule mit Unterricht oder Betreuung auch am Nachmittag. Dabei variiert das Angebot zwischen Ost- und Westdeutschland deutlich: Während in Sachsen 78,5 Prozent der Schüler auf eine Ganztagsschule gehen, sind es in Bayern nur 11,4 Prozent.

Ein flächendeckender Ausbau von gebundenen Ganztagsschulen würde Deutschland nach Schätzung der Stiftung 9,4 Milliarden Euro kosten. An gebundenen Ganztagsschulen werden die Stunden über den Tag verteilt, Unterricht wechselt mit Entspannungsphasen ab.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder sagte mit Blick auf die Kosten, der Bund müsse mit den Ländern ins Gespräch kommen. "Sicher ist: Mehr Ganztagsbetreuung zumindest in der Grundschule wird in den kommenden Jahren das nächste große Thema bei Vereinbarkeit von Familie und Beruf sein."

Merkel: Familien erwarten "mit Recht" Lösungen

Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thomas Strobl sagte dem "Focus", es sei "grotesk, dass wir derzeit bei der Betreuung der unter Sechsjährigen aufs Gaspedal drücken, aber bei der Nachmittagsbetreuung der Schulkinder stehen wir auf der Bremse". Deshalb brauche man einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für alle Schüler. "Das Anliegen brennt Tausenden Familien unter den Nägeln." Die Debatte um Kita-Plätze habe gezeigt, dass "bedarfsgerechter Ausbau offenbar nur passiert, wenn es einen Rechtsanspruch gibt".

Laut früheren Berichten ist auch Kanzlerin Angela Merkel für mehr Ganztagsbetreuungsplätze für Schulkinder. "Es muss schon unser Anspruch sein, dass überall dort, wo Familien Betreuung haben möchten über den Schulrahmen hinaus, solche Betreuungsangebote angeboten werden", sagte sie Mitte Juli. Wenn Schulkinder "frohgelaunt um 10.45 Uhr vor der Haustür" stünden, sei das "mit Sicherheit nicht das, was man unter Vereinbarkeit von Familie und Beruf versteht", fügte die Kanzlerin hinzu. Die Familien erwarteten "mit Recht" Lösungen.

Für einen Rechtsanspruch auf Ganztagsschulen hatten sich zuvor Wirtschaft und Gewerkschaften stark gemacht. Auch SPD und Grüne sind solchen Vorschlägen gegenüber offen. Die FDP äußerte sich hingegen skeptisch. Ein Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz gehe zu weit, die Liberalen wollen die "Wahlmöglichkeit für Eltern". Es gebe Regionen, in denen der Wunsch nach Ganztagsbetreuung nicht sehr groß sei.

Quelle: ntv.de, jog/dpa

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