Politik

Freilassung am Donnerstag? Deutscher entführt

Wieder Bangen um einen im Ausland entführten Deutschen: Im Süden Afghanistans ist vor einer Woche ein Mitarbeiter einer Firma verschleppt worden. Dies teilten das Auswärtige Amt und Verteidigungsminister Franz-Josef Jung in Berlin mit. Hinter der Entführung sollen aber nicht die radikalislamischen Taliban stecken, sondern Kriminelle.

Der Deutsche wurde nach afghanischen Angaben im Bezirk Delaram entführt. Bezirkschef Mohammed Schafik sagte, die Entführer hätten eine bedingungslose Freilassung für diesen Donnerstag in Aussicht gestellt.
Offiziell äußerte sich das Auswärtige Amt auf Anfrage dazu nicht. Ministeriumssprecher Martin Jäger sagte nur, der Mann werde seit Donnerstag vergangener Woche vermisst. "Wir haben nach den uns vorliegenden Hinweisen von einer Entführung auszugehen." Bereits am Samstag sei ein Krisenstab gebildet worden. Die Botschaft in Kabul sei eingeschaltet. "Wir bemühen uns sehr intensiv um die Lösung dieses Falles", sagte der Sprecher. Alle notwendigen Maßnahmen würden ergriffen. Einzelheiten könne er nicht mitteilen, auch nicht, ob Kontakt zu den Entführern bestehe.

Krisenstab aktiv

Er sagte nur, dass der Entführte nicht im Auftrag der deutschen Regierung oder einer deutschen Hilfsorganisation in Afghanistan war. Er sei auch kein Journalist. Zum Ort der Entführung sagte Jäger lediglich, er liege nicht im Gebiet des Regionalkommandos Nord der Bundeswehr. Verteidigungsminister Jung sagte später, der Entführte sei Mitarbeiter eines Unternehmens. Der Krisenstab des Auswärtigen Amts arbeite aktiv daran, "zu einer guten Lösung zu kommen", sagte der CDU-Politiker. Die Sicherheitslage für die Bundeswehr verändere sich durch die Entführung nicht. "Wir haben dort unseren Schwerpunkt im Norden Afghanistans und tun alles, dass im Hinblick auf unsere Soldaten optimaler Schutz gewährleistet ist", sagte der Minister.

Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" soll der Entführte ein Bauunternehmer sein, der seit Jahren in Afghanistan aktiv sei. Zum Zeitpunkt der Entführung habe er in der Provinz Urusgan an einem Straßenbauprojekt der staatlichen amerikanischen Entwicklungshilfeorganisation US-Aid gearbeitet.

Keine Forderungen

Delaram-Bezirksleiter Schafik sagte, die Entführer hätten am Mittwochnachmittag den Ältestenrat von Delaram kontaktiert und eine Freilassung des Deutschen sowie seines einheimischen Fahrers, der auch als Übersetzer tätig war, für diesen Donnerstag in Aussicht gestellt. Forderungen seien damit nicht verbunden. Schafik äußerte die Einschätzung, dass es sich bei den Entführern um Kriminelle handele. Ihm zufolge hat die Polizei den Deutschen gewarnt, dass die Straßen in der Gegend unsicher seien. Die Polizei habe auch versucht, ihn von der Fahrt abzubringen. Verschwunden sei er seit vergangenem Freitag.

Deutsche waren zuletzt im Irak entführt worden. Das Auswärtige Amt bemüht sich nach wie vor um die Freilassung der Deutschen Hannelore Krause und ihres Sohns Sinan, die im Februar in Bagdad verschleppt worden waren. Ihre Entführer hatten den Abzug aller Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan gefordert. In Afghanistan waren in den vergangenen Monaten bereits mehrere Bürger westlicher Staaten verschleppt worden.

Quelle: ntv.de

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