Politik

Verbände fordern Umdenken Deutschland droht Wohnungsnot

Zur Sanierung vorbereitete Wohnanlage in Magdeburg

Zur Sanierung vorbereitete Wohnanlage in Magdeburg

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Zahl klingt gewaltig: Um eine Not in Deutschland zu verhindern, müssten bis 2017 stolze 825.000 neue Mietwohnungen entstehen. Das haben zumindest Forscher in zwei neuen Studien ausgerechnet. Bau- und Immobilienwirtschaft sind alarmiert. Und fordern, dass der Staat die Branche wieder stärker subventioniert.

Großstädten und Ballungsräumen in Deutschland droht Studien zufolge eine Wohnungsnot. Bis 2017 müssten bis zu 825.000 Mietwohnungen neu gebaut werden, lautet das Ergebnis von zwei Studien. Die Untersuchungen sind durch das Pestel-Institut Hannover und den Bochumer Wohnungsbau-Experte Volker Eichener erstellt worden. Besonders in Großstädten, Ballungszentren und Universitätsstädten habe sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt deutlich zugespitzt.

Aktuell fehlten in den zehn deutschen Großstädten, die den größten Wohnungsmangel haben, mehr als 100.000 Mietwohnungen. Davon rund 31.000 in München, 17.500 in Frankfurt am Main, 15.000 in Hamburg und 8000 in Stuttgart.

Ein Grund für die Situation sei der schrittweise Rückzug des Bundes aus der Wohnungsbauförderung in den vergangenen 15 Jahren, hieß es. In diesem Jahr gebe der Bund nur noch 1,1 Milliarden Euro für den Wohnungsbau aus, das seien 0,4 Prozent des gesamten Haushalts, so Eichener. Verschärft werde die Lage dadurch, dass die Bundesländer die soziale Wohnraumförderung um nahezu 80 Prozent reduziert hätten.

Auftraggeber der Studie war die Kampagne "Impulse für den Wohnungsbau". Dahinter stecken unter anderem die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, das Baugewerbe, der Deutsche Mieterbund und der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen.

Verbände fordern neue Wohnungspolitik

Um die Wohnungsnot zu lindern, sind die genannten Lobbygruppen rasch mit Vorschlägen bei der Hand: Sie schlagen vor, die steuerliche Anreize für Investoren deutlich zu erhöhen und die soziale Wohnraumförderung wiederzubeleben. Ohne die soziale Komponente entstünden allenfalls Wohnungen im oberen Preissegment.

Als Kernpunkt einer neuen Wohnungspolitik forderte das Verbändebündnis, die steuerliche Abschreibung von Mietwohnungen von derzeit zwei Prozent jährlich auf vier Prozent anzuheben. Zudem solle der Bund seine bisherigen Ausgleichszahlungen an die Länder von zuletzt 518 Millionen Euro verdoppeln. Schließlich setzte sich Eichener dafür ein, ein Hilfsprogramm des Bundes für die Regionen aufzulegen.

Zwar gebe es derzeit angesichts der Finanzkrise eine Flucht in Sachwerte, sagte der Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM), Hans-Georg Leuck. "Betongold ist wieder gefragt. Aber es wird noch immer zu wenig gebaut." Im vergangenen Jahr seien 178.000 neue Wohnungen fertiggestellt worden, davon etwa 70.000 Mietwohnungen. Nötig seien bis zu 300.000 neue Wohneinheiten jährlich, davon 140.000 für Mieter.

Quelle: ntv.de, dpa

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