"Cap Anamur"-Chef in Haft Deutschland fordert Freilassung
13.07.2004, 11:29 UhrDie Affäre um das deutsche Flüchtlingsschiff "Cap Anamur" droht zu einer Belastung für die Beziehungen zwischen Deutschland und Italien zu werden. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) forderte am Dienstag von Italien die sofortige Freilassung des "Cap Anamur"-Leiters Elias Bierdel.
Er war zusammen mit Schiffskapitän Stefan Schmidt und dem Ersten Offizier des Schiffes am Montag festgenommen worden, nachdem die Cap Anamur nach dreiwöchiger Wartezeit im sizilianischen Hafen Porto Empedocle anlegen durfte. Die 37 afrikanischen Flüchtlinge wurden in ein Aufnahmelager gebracht, das Schiff selbst beschlagnahmt.
Wieczorek-Zeul sagte in Berlin, Bierdel dürfe nicht dafür bestraft werden, dass er Menschen in Not helfen wollte. Ihm und den beiden anderen "Cap Anamur"-Aktivisten wird Begünstigung illegaler Einwanderung vorgeworfen. Die Organisation selbst hat die Vorwürfe der italienischen Behörden zurückgewiesen und auf ihrer Internet-Seite juristische Schritte angekündigt.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte, die deutsche Botschaft in Rom habe bereits Kontakt mit dem italienischen Außenministerium aufgenommen. Ein Konsularbeamter der Botschaft habe sich auf den Weg nach Sizilien gemacht, um die Betroffenen konsularisch zu betreuen. Italienischen Medienberichten zufolge soll
bis Donnerstag entschieden werden, ob die drei Festgenommenen weiter hinter Gittern bleiben müssen. "Wir wissen noch nicht, welche Verstöße ihnen genau vorgeworfen werden", sagte Bierdels italienischer Anwalt Maurizio Maresca.
Die Flüchtlinge selbst befinden sich seit Montag in einem Aufnahmelager bei Agrigent, wo sie bereits formell Asyl in Italien beantragt haben. Zunächst hatten sie erklärt, in Deutschland um politisches Asyl bitten zu wollen, doch das Bundesinnenministerium hatte dem am Montag eine Absage erteilt. Italien sei nach den Flüchtlingsbestimmungen zuständig, hieß es zur Begründung.
Die italienischen Behörden haben erklärt, ihrer Meinung nach kämen die Flüchtlinge nicht aus der sudanesischen Krisenprovinz Darfur, sondern aus Nigeria und Ghana. Die "Cap Anamur" hatte eigenen Angaben zufolge die Männer südlich von Sizilien aus Seenot gerettet. Italien behauptet hingegen, dies sei in maltesischen Hoheitsgewässern geschehen, deshalb sei Italien nicht für sie zuständig.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf hat unterdessen die Entscheidung der italienischen Regierung begrüßt, die 37 afrikanischen Flüchtlinge auf der "Cap Anamur" an Land zu lassen. "Wir sind dankbar, dass die Italiener nun die humanitären Aspekte in den Vordergrund gestellt haben, anstatt in der Sackgasse fortzufahren, die sich über die vergangenen zehn Tage entwickelt hatte", betonte UNHCR-Sprecher Rupert Colville am Dienstag in Genf.
Quelle: ntv.de