Das war erst der Anfang Deutschland im Streik
05.03.2008, 15:55 UhrWarnstreiks an den großen deutschen Flughäfen haben den Flugverkehr erheblich durcheinandergewirbelt. Hunderte Starts und Landungen wurden gestrichen. In Nordrhein-Westfalen hat ver.di die Beschäftigten von Bund und Kommunen in allen Bereichen zu Warnstreiks aufgerufen. In Berlin, wo die Internationale Tourismus-Messe ITB für die Besucher öffnete, traten zudem die Beschäftigten des Verkehrsbetriebes BVG in einen unbefristeten Streik: Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen blieben in den Depots.
Das Gröbste ist vorbei
Am Frankfurter Flughafen legten nach Gewerkschaftsangaben vor allem die Beschäftigen der Gepäckabfertigung und Sicherheitskontrolle die Arbeit nieder. Am Morgen seien 100 Flüge annulliert worden, sagte ein Fraport-Sprecher. "Damit dürfte aber das Gröbste durch sein. Die Situation beginnt sich zu normalisieren." Es gebe aber stundenlange Verspätungen. Rund 1500 Maschinen starten und landen pro Tag am größten deutschen Flughafen.
Auch an den Flughäfen Hamburg, Düsseldorf, Köln-Bonn, Dortmund, München, Stuttgart, Nürnberg, Saarbrücken und Hannover, wo derzeit die weltgrößte Computermesse CeBIT stattfindet, gab es Warnstreiks. An den Berliner Flughäfen wurde zwar nicht gestreikt, doch waren auch dort die Auswirkungen des Arbeitskampfes zu spüren, weil viele Maschinen aus anderen Städten verspätet landeten oder annulliert waren.
Unbefristeter Streik angedroht
"Die Arbeitgeber haben ein Angebot vorgelegt, das im Prinzip nicht einmal die Inflationsrate ausgleicht", sagte ver.di-Chef Frank Bsirske in Frankfurt. Sie hätten erklärt, bei der fünften Verhandlungsrunde für die 1,3 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen am Donnerstag keine neue Offerte zu unterbreiten. Das wollten die Beschäftigten nun nicht mehr mitmachen und streikten. "Das ist das Signal von heute, das ist das Signal von den Flughäfen, aus Nordrhein-Westfalen, aus dem Norden von gestern." Der ver.di-Chef drohte mit einem unbefristeten Streik. Der bisherige Verlauf der Warnstreiks habe gezeigt, dass die Beschäftigten auch bereit seien, "in einen unbefristeten Arbeitskampf zu gehen, wenn die Arbeitgeber weiter blockieren", sagte er der "Neuen Presse".
Standort Deutschland in Gefahr
Der Städte- und Gemeindebund kritisierte die Warnstreiks an den Flughäfen. Die Protestaktionen gefährdeten den Standort Deutschland, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der "Bild". "Wenn sich die Gewerkschaft weiter so verhält, ist die Schlichtung unausweichlich."
Unmoralisches Angebot
Ver.di und der Beamtenbund verlangen im Tarifstreit mit den Arbeitgebern von Bund und Kommunen acht Prozent, mindestens aber 200 Euro pro Monat mehr. Die Arbeitgeber bieten bislang fünf Prozent mehr Lohn über zwei Jahre bei einer gleichzeitigen Verlängerung der Wochenarbeitszeit im Westen. Das entspreche defacto einem Einkommensminus, sagte Bsirske.
Streik in Berlin dauert länger
Die Berliner, die zuhauf auf Autos oder Taxis umstiegen und im Berufsverkehr im Stau steckten, müssen sich darauf einstellen, bis Ende kommender Woche ohne Busse und U-Bahnen auszukommen. Ver.di fordert für die Beschäftigten zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 250 Euro im Monat mehr.
Noch eins drauf
Von Montag an müssen sich Millionen Bahn-Reisende auf unbefristete Streiks gefasst machen. Die Lokführergewerkschaft GDL kündigte einen erneuten Arbeitskampf an, um die Unterschrift des Bahn-Konzerns unter den ausgehandelten Tarifvertrag mit elf Prozent Einkommensplus zu erzwingen. In Berlin droht dann das Verkehrschaos, weil dann auch die S-Bahn ausfällt, auf die viele Pendler auswichen.
Quelle: ntv.de