"Steadfast Defender" Deutschland schickt Panzerdivision in NATO-Manöver
18.01.2024, 19:22 Uhr Artikel anhören
Die deutsche Besatzung eines Kampfpanzers Leopard 2A6 bei einer Truppenübung.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mit "Steadfast Defender" plant die NATO ihr größtes Manöver seit Jahrzehnten. Ab kommender Woche sollen rund 90.000 Soldaten daran teilnehmen. Deutschland ist ein wichtiger Truppensteller für die Übung und schickt mehr als 12.000 Mann in den Einsatz. Die Bundeswehr soll ihre Kampfkraft beweisen.
Bei der rund vier Monate dauernden NATO-Übung "Steadfast Defender" wird sich die Bundeswehr nach eigenen Angaben unter anderem mit einem vierstufigen Großmanöver beteiligen. Unter dem Namen "Quadriga 2024" sollen bis Ende Mai mehr als 12.000 Soldaten im Einsatz sein und insbesondere Fähigkeiten zur schnellen Verlegung von Kräften an die NATO-Ostflanke trainieren. Von Mitte Mai an wird beispielsweise die 10. Panzerdivision auf verschiedenen Wegen Soldaten mit Gefechtsfahrzeugen nach Litauen verlegen und dort in einem Gefecht ihre Fähigkeit zum Kampf zeigen.
Der NATO-Staat im Baltikum gehört zu den Ländern, die sich wegen ihrer Lage besonders bedroht von Russland fühlen. Menschen dort befürchten, dass ihnen eines Tages ein ähnliches Schicksal drohen könnte wie den Menschen in der Ukraine, die mittlerweile seit fast zwei Jahren mit einem russischen Angriffskrieg konfrontiert sind. Laut dem Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa, Christopher Cavoli, soll die Übung ein klarer Beleg für den Zusammenhalt, die Stärke und die Entschlossenheit des Bündnisses zum gegenseitigen Schutz sein.
Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat die NATO ein Großmanöver mit rund 90.000 Soldaten angekündigt. Es handele sich um "die größte NATO-Übung seit Jahrzehnten", sagte Cavoli in Brüssel. Dabei soll als Ernstfall ein russischer Angriff auf Bündnisgebiet geprobt werden. Das Manöver "Steadfast Defender" (zu Deutsch "Standhafter Verteidiger") beginnt nach Cavolis Worten in der kommenden Woche und dauert bis Mai. An der Militärübung beteiligen sich alle 31 Bündnisländer und der Beitrittsanwärter Schweden.
Ostflanke als Schauplatz
Der Übungsraum bei "Steadfast Defender" erstreckt sich von Norwegen bis in Länder wie Rumänien. Zudem wird es nach Bundeswehrangaben einen maritimen Übungsanteil mit Verlegung von Kräften aus Nordamerika nach Europa geben. Insgesamt sollen an der Übung neben den rund 90.000 Soldaten auch mehr als 1000 Gefechtsfahrzeuge sowie Dutzende Kampfflugzeuge und Marineeinheiten teilnehmen. Konkret nennen Militärs unter anderem Panzer, Flugzeugträger sowie Jets vom Typ F-35.
Neben Deutschland ist auch Großbritannien ein wichtiger Truppensteller für die Übung. Das Verteidigungsministerium in London kündigte jüngst an, dass sich rund 20.000 britische Soldatinnen und Soldaten der See-, Luft- und Landstreitkräfte beteiligen werden. Es gehe um die "Bedrohung" durch Russland unter Präsident Wladimir Putin, so der britische Verteidigungsminister Grant Shapps.
Die Ankündigung zu "Steadfast Defender" kommt gut vier Wochen vor dem zweiten Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar. "Wir bereiten uns auf einen Konflikt mit Russland und Terrorgruppen vor", sagte der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, der niederländische Admiral Rob Bauer, nach zweitägigen Beratungen im Brüsseler NATO-Hauptquartier. "Wenn sie uns angreifen, müssen wir bereit sein."
Zur Lage in der Ukraine sagte Bauer, dass die jüngsten massiven Angriffe der russischen Armee "militärisch nicht effektiv" seien. "Während die Welt 2023 womöglich allzu optimistisch war, ist es wichtig, dass wir 2024 nicht zu pessimistisch werden", warnte er.
Furcht vor Wahlsieg Trumps
Im Juli hält die NATO in Washington ihren Jubiläumsgipfel zu 75 Jahren transatlantischer Allianz ab. Die Feierlaune ist allerdings extrem gedämpft: In Europa fürchten viele einen Wahlsieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen im November. Dieser hatte die Allianz bereits während seiner ersten Amtszeit ab 2017 scharf kritisiert. In den USA, aber auch in Teilen Europas gibt es zudem Kritik an der militärischen Unterstützung für die Ukraine.
Im Juni hatte die NATO über deutschem Luftraum bereits das groß angelegte NATO-Luftwaffenmanöver "Air Defender" abgehalten. Es war die größte Verlegeübung von Luftstreitkräften seit Gründung der NATO vor fast 75 Jahren. An ihr nahmen 250 Flugzeuge und rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 25 Ländern teil. Die Bundesregierung und die Bundeswehr zogen danach eine positive Bilanz.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP